Szene aus "Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich"

CHRISTIAN HERZENBERGER

Leporello

Kurt Palm: "Ein Sommernachtstraum..." in Linz

Das Stück "Ein Sommernachtstraum" stammt bekanntlich von William Shakespeare. Doch nun hat der Schriftsteller und Theatermacher Kurt Palm sich des Textes angenommen, und von der Vorlage des Urhebers ist nicht viel übrig geblieben.
"Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich" lautet der Titel von Kurt Palms Stück im vollen Wortlaut; gestern Abend wurde es im Linzer Phönix Theater uraufgeführt. Dass der Regisseur dafür Shakespeare zur Gänze umschreiben musste, versteht sich von selbst.

Palms Stück spielt zum Teil im antiken Athen - das trifft sich mit der Shakespearschen Vorlage, doch sonst kommt das Werk eher einer Aufarbeitung seiner Kindheit als Sohn einer Arbeiterfamilie gleich, so der Regisseur. In seinen frühen Jahren, so Palm, hatte er das Gefühl, bei der "Hochkultur-Gesellschaft" unerwünscht zu sein. Seine Theaterarbeit sieht er nun als eine Art Revanche für diese Ausgrenzung.

Kurt Palms Theaterstück handelt von drei Verkäufern der Linzer Straßenzeitung Kupfermuckn, die Shakespeares Sommernachtstraum proben wollen, sich aber zwischendurch immer wieder in Diskussionen über Alltags-Probleme verlieren. Etwa über den Preisvergleich der titelgebenden Badewannengriffe.

Aufführungsort des Stücks "Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich" ist der Veranstaltungssaal der kommunistischen Partei in Linz. Dieses Haus sei für ihn wie eine Zeitkapsel, so Palm - wie ein erratischer Block, der sich allen zeitlichen Veränderungen beständig verschließe. Daher sei es der beste Ort, um "das Gespenst des Kommunismus" auftreten zu lassen, immerhin lautet ja auch der erste Satz im eingangs erwähnten Manifest aus dem Jahr 1848 "Ein Gespenst geht um in Europa". Und noch ein zweites Gespenst tritt in Palms Stück auf. Es ist - so viel Shakespeare muss sein - der Geist von Hamlets Vater.

Gespenster haben, so heißt es, eine lange Lebensdauer. In Zeiten von Globalisierungsängsten auf der einen, des Mangels an Empathie auf der anderen Seite, sowie Armutsfallen aller Orts, werden die Lehren des Marxismus gegenwärtig auf ihre aktuelle Gültigkeit abgeklopft. Kurt Palm wünscht sich eine Wende der Historie, den Ausgang der Geschichte kennt er freilich nicht.- Gestaltung: Christa Eder

Service

Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich
von Kurt Palm
Mit: Georg Lindorfer, Karl Ferdinand Kratzl, Ferry Öllinger, Tom Pohl, Hasan Ibrahim (Saz) und Marco Mrcela (Percussion)

Aufführungen bis 9. April 2017
Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich im Theater Phönix


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