Beate Winkler

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

von Beate Winkler, Malerin und Menschenrechtspolitikerin. "Zukunftsbilder für ein neues WIR". Gestaltung: Alexandra Mantler

Zu welcher Gesellschaft wollen wir uns entwickeln?

Wenn ich Nachrichten höre, bin ich mittlerweile permanent beunruhigt: Was kommt neues von der Katastrophenfront? Ein Keulenschlag des mächtigsten Mannes der Welt gegen grundlegende Prinzipien von Demokratie und Menschenrechten? Hackerangriffe gegen Parlamente - angezettelt von Putin? Terroristische Attentate im Zentrum europäischer Hauptstädte? Steigende Wahlerfolge von Populisten? Wo könnte man ansetzten, um etwas zu verändern?, schießt es mir durch den Kopf.

Blick zurück nach vorn. 1989 haben viele von uns eine mitreißende gesellschaftliche Aufbruchsstimmung erlebt. Wir konnten Zeuge davon sein, wie Menschen engagiert und mutig entschieden für Demokratie und Freiheit kämpften. Sie hatten eine Idee, ein Bild von der Zukunft, in der sie leben wollten. Diese Bilder waren kraftvoll. Sie waren so stark, dass sie Angst vor Verfolgung und Gefängnis überwanden. Menschen ganz unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen schlossen sich zusammen. Zu Demonstrationen und Bürgerforen, Aktionen und Bewegungen. Sie wollten gemeinsam bestimmen, wie ihre Gesellschaft aussehen sollte. Ihre Hoffnung war stärker als ihre Angst vorm Scheitern. Auch weil sie Zukunftsbilder von einem neuen WIR hatten, die positiver waren als die Abwehr, die mit jeder Veränderung einhergeht.

Und diese Zukunftsbilder von einem neuen, positiven Miteinander fehlen uns jetzt. Doch wir brauchen sie, wenn wir denjenigen, die unsere Gesellschaften destabilisieren wollen, etwas entgegensetzen. Dieser Sehnsucht nach einer Gesellschaft, die Respekt, Teilhabe und Zugehörigkeit vermittelt, nach einem gesellschaftlichen Auf- und nicht Abbruch, wird immer stärker. Dass ich diese Sehnsucht mit vielen teile und ihr immer mehr folge, das ist mein Wunsch für den Tag.

Service

Ausstellung: Strong in Hope - Zukunftsbilder für ein neues WIR
European Union Agency for Fundamental Rights

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Robert Schumann/1810 - 1856
Titel: Sonate für Violine und Klavier Nr.1 in a-moll op.105
* Mit leidenschaftlichem Ausdruck - 1.Satz (00:07:24)
Solist/Solistin: Gidon Kremer /Violine
Solist/Solistin: Martha Argerich /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: DG 4192352

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