Merce Cunningham

AFP/GABRIEL BOUYS

Zeit-Ton extended

Music for Merce. A sound has no legs to stand on. Der Choreograph Merce Cunningham und die Musik der letzten Jahrzehnte. Gestaltung: Christian Scheib gemeinsam mit Christine Gaigg und Bernhard Lang

Es sei "clearly impossible to do" merkt der überaus virtuose Pianist David Tudor 1952 zu einem anstehenden Projekt an, "but we're going right ahead to do it anyway". Ab circa 1952/53 kippt die Kooperation einiger junger, radikaler amerikanischer Künstler der verschiedensten Kunstsparten in eine ganz neue Qualität. Der Tänzer und Choreograph Merce Cunningham, die Musiker und Komponisten John Cage, David Tudor und Christian Wolff, bildende Künstler wie Robert Rauschenberg als Set Designer, legendäre Tänzerinnen wie Carolyn Brown und Viola Farber beginnen eine völlig neue, nicht-narrative, nicht-expressive Bühnenkunst zu entwerfen, oder, um das "nicht-" wegzulassen, sie beginnen eine Kunst der bloßen Präsenz, der, wie es dann heißt, "each-thingness" zu entwerfen. Alles ist exakt und genau das, als welche Bewegung, als welcher Klang es gerade wahrzunehmen ist. Und ist - das ist damit inkludiert - nicht Teil einer durchgehenden Narration, sondern lebt von seinem Eigenwert. Das kann bis heute - und konnte vor allem damals - ganz schön irritieren.

Die Herren Merce Cunningham und John Cage übten sich aber gerne in weniger hochgestochen philosophisch klingenden Worten, um ihr Konzept zu erläutern. Wer steht auf wessen Füßen: So könnte man den gemeinsamen Nenner folgender beider Zitate der Beiden zusammenfassen: "My work with John", sagt Cunningham, "had convinced me that it was possible, even necessary for the dance to stand on its own legs rather than on the music". Und John Cage ergänzt an anderer Stelle lakonisch: "A sound has no legs to stand on".

Mit Musik von David Behrman, David Tudor, Pauline Oliveros, Maryanne Amacher, Christian Wolff, John Cage, Takehisa Kosugi und vielen anderen.

(Erstausstrahlung: 27. März 2015)

Sendereihe

Gestaltung

  • Christian Scheib