Der Schatten eines stehenden Kindes

APA/DPA/RALF HIRSCHBERGER

Salzburger Nachtstudio

Die Philosophie des aufrechten Ganges.
Ernst Bloch und Theodor W. Adorno als Vordenker der 68er-Bewegung.
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

Sie interpretierten das Erbe des Marxismus auf denkbar unterschiedliche Weise - und wurden dennoch von den 1968ern in gleicher Intensität als "Vordenker" vereinnahmt: Ernst Bloch und Theodor W. Adorno. Während der eine Religion und Marxismus zu einer neuen, originellen Spielart von emanzipatorischer Utopie versöhnen wollte, schärfte der andere sein kritisches Instrumentarium an messerscharfen Analysen der spätkapitalistischen Kultur und Gesellschaft. Über die Möglichkeiten realer Befreiung waren die beiden durchaus unterschiedlicher Auffassung, wobei Adorno der deutlich pessimistischere Part zufiel.

Blochs hoffnungsverliebter Messianismus war Adornos Sache jedenfalls nicht: Als in den 1950er-Jahren Blochs dreibändiges Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung" erschien, äußerte sich der Spiritus Rector der Frankfurter Schule dem gemeinsamen Verleger Peter Suhrkamp gegenüber abfällig: Die 1.700 Seiten des "Prinzips Hoffnung" seien "ein reißendes Gewässer", ätzte Adorno, "ein Gewässer, in dem alles mögliche Zeug, vor allem Konservenbüchsen, herumschwimmt, überreich an einem teilweise übrigens etwas apokryphen Stoff, aber arm an geistigem Gehalt".

Den Geist des Jahres 68 freilich haben Ernst Bloch und Theodor W. Adorno - jeder auf seine Art - entscheidend mitgeprägt.

Eine Sendung im Rahmen des Schwerpunkts "Baujahr 67 - Zeitreisen mit Ö1".

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