Vom Leben der Natur

Wetterfrosch und Satellitenbild

Der Meteorologe Alexander Ohms über Grenzen und Möglichkeiten der Wettervorhersage für die kommenden Tage.
Teil 1: Natürliche Sensoren
Gestaltung: Lothar Bodingbauer

Ist es der Frosch, der das Wetter des nächsten Tages bekannt gibt, indem er auf die oberste Sprosse einer Leiter im Gurkenglas steigt? Man muss genau hinschauen, und Ursache von Wirkung trennen, wissen Meteorologinnen und Meteorologen. Es sind die Insekten, die durch die Thermik - heiße Luft - nach oben getragen werden. Der Frosch folgt den Insekten, und das nur in freier Natur. Das Gurkenglas ist Unsinn.
Frösche zeigen also nur indirekt das Wetter an. Aber immerhin. Wetterbedingungen der Gegenwart weisen in die Zukunft. Die Höhe des Flugs der Schwalben zeigt dasselbe an. Wenn die Luft feuchter wird, selbst wenn die Sonne scheint, verschwindet die Thermik. Insekten werden nicht hochgetrieben, die insektenfressenden Schwalben bleiben mit ihrem Flug in Bodennähe. Bald wird es regnen. Als Menschen nehmen wir die steigende Luftfeuchtigkeit allerdings nicht wahr, wir müssen uns auf die Beobachtung der natürlichen "Wetterpropheten" verlassen.
Für die großräumige Wetterlage nützen Meteorologinnen und Meteorologen Vorhersagemodelle, die ständig angepasst und entwickelt werden. Bis zum 8. Tag ist die professionelle Wettervorhersage derzeit noch besser als ein zufällig geworfener Würfel. Kleine Anfangsunsicherheiten können beim Wetter wie beim Würfel große Wirkungen und damit Überraschungen ergeben.
Für das lokale Wetter und die Vorhersage der Bedingungen - das sogenannte "Nowcasting" - werden nach wie vor die Pflanzen, der Himmel und das Verhalten der Tiere miteinbezogen. Dem Blick auf den Bildschirm folgt auch bei professionellen Wettervorhersagen nach wie vor ein Blick in die Natur.
Ob "Eisheilige" oder die "Schafskälte", Wetterregeln und Stichtage fassen das Erfahrungswissen der Bevölkerung in Reimen und Kalenderdaten zusammen. In früherer Zeit war gerade für Bauern auch die Sicherung der Existenz mit ihrer Richtigkeit verbunden. So schlecht sind die Vorhersagen nicht, wissen Meteorologinnen und Meteorologen heute. Sie haben mit wissenschaftlichen Methoden jede einzelne Regel geprüft: Etwa ein Drittel der Erfahrungswerte stimmt ganz gut - zum Beispiel in zwei Drittel aller Fälle.

Service

INTERVIEWPARTNER:

Mag. Alexander Ohms
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
Kundenservice Salzburg und Oberösterreich
Freisaalweg 16
A-5020 Salzburg

BUCHTIPP:

Alexander Ohms: Wetterprophet Natur.
So nützt man Tiere und Pflanzen zur Wettervorhersage.
Verlag Ennsthaler


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