Betrifft: Geschichte

Blumenhändler, Lumpensammler, Schuhputzer. Selbstständig Erwerbstätige in der Zwischenkriegszeit. Mit Sigrid Wadauer, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien.
Gestaltung: Isabelle Engels

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Zahl selbstständig Erwerbstätiger in Österreich tendenziell rückläufig und die unselbstständige Lohnarbeit im Vormarsch. Doch verschwunden waren die kleinen Verkäufer, Dienstleister und Handwerker keinesfalls - bot dies doch die Chance, trotz herrschender hoher Arbeitslosigkeit einen redlichen Erwerb zu finden.

Sich selbstständig zu machen war dabei alles andere als einfach, wie der Schriftverkehr zwischen Antragstellern und Behörden veranschaulicht. Das Verfahren für manche Bewilligungen, z.B. für Schuhputzer, konnte sich über viele Monate hinziehen. Gewerbe, die ohne Geschäftslokal und stabilen Standort an wechselnden Orten ausgeübt wurden, waren höchst umstritten.

Von den stabilen Gewerbetrieben wurden sie als Konkurrenz betrachtet. Aufgrund ihrer oft geringen Einträglichkeit wurde den selbstständig Erwerbstätigen oft unterstellt, doch eher auf eine Vermeidung von Arbeit aus zu sein. In diese Ablehnung mischten sich oft antisemitische und fremdenfeindliche Töne.

Gegen solche Diffamierungen und die zahlreichen Versuche der Einschränkung oder Abschaffung versuchten sich Wanderhändler und -gewerbetreibende zur Wehr zu setzen. Sie verwiesen auf die Nützlichkeit ihrer Tätigkeiten und darauf, dass sie keine andere Möglichkeit hätten, sich und ihren Familie eine Existenz zu sichern.

Durch die Erosion der "Normalarbeit" und die Zunahme an neuen Selbstständigen und prekär Beschäftigten in den vergangenen Jahrzehnten, vor allem aber auch durch eine Globalgeschichte der Arbeit erlangen solche Formen von Arbeit auch in der historischen Forschung, von der sie bislang nur am Rande beachtet wurden, wieder größere Aufmerksamkeit.

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