Gedanken für den Tag

Michael Landau über das geglückte Leben

Der österreichische Caritaspräsident über Zivilgesellschaft und Solidarität. - Gestaltung: Alexandra Mantler

"Wer miteinander tanzen kann, der kann auch miteinander leben" - dieser Satz des englischen Choreografen Royston Maldoom war Inspiration für unser Projekt "Tanz die Toleranz" in der Wiener Brunnenpassage. Es ist ein Projekt, bei dem Menschen - unabhängig von Talent, Erfahrung, Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder sozialer Herkunft - miteinander tanzen.

Ich geb' gerne zu: Ich bin vieles, sicher jedoch kein exzessiver Tänzer. Aber ich spüre dennoch: Tanz ist nie nur Unterhaltung oder Konvention. Er verbindet, selbst wenn ich nicht dieselbe Sprache wie mein Gegenüber spreche. Wer miteinander tanzt, erahnt, dass das Wir größer ist als das Ich; der spürt, dass es manches Mal gerade die irritierenden Unterschiede sein können, die Chancen bieten, Neues zu entdecken oder das eigene und sich selbst tiefer zu verstehen.

Im Tanzen wird ganz unmittelbar erfahrbar, was auch in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte abstrakter festgeschrieben ist: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit, der Geschwisterlichkeit begegnen.

Ich bin überzeugt, diese Geschwisterlichkeit, Miteinander und Zusammenhalt können nur gelingen, wenn man sich seiner selbst gewiss ist - sozusagen um die eigenen Tanzschritte weiß. Der tschechische Politiker Karel Schwarzenberg meinte einmal: "Uns bedrohen nicht Minarette und Moscheen, sondern die eigene Orientierungslosigkeit. Das Problem ist nicht, dass jemand anderer für Werte und Überzeugungen einsteht, sondern dass wir eben diese verloren haben." Ich meine, Schwarzenberg hat Recht. Das Abarbeiten am Islam etwa ist, glaube ich, bis zu einem gewissen Punkt auch Ausdruck einer Sehnsucht. Einer Sehnsucht nach Glaube und Zusammenhalt. Ich denke: Diese Sehnsucht kann nicht durch Abgrenzung, sie kann nur in einem selbst gestillt werden. Indem ich mich auf das besinne, was mir wichtig ist - jenseits von Besitz, Macht und Konsum. In Achtsamkeit auf die eigenen Wurzeln, die eigene Sehnsucht - vielleicht nach Glaube, Heimat, Zusammenhalt. Möglicherweise würden wir dann auch feststellen, dass sich unsere Werte, unsere Tanzschritte im Grunde von denen anderer gar nicht so stark unterscheiden.

Service

Nachbar in Not

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Zbigniew Preisner/geb.1955
Gesamttitel: TROIS COULEURS: BLANC / Original Filmmusik
Titel: Morning at the hotel
Anderer Gesamttitel: DREI FARBEN: WEISS / Original Filmmusik
Ausführende: The String Sextett
Ausführender/Ausführende: Zbigniew Paleta /Violine
Länge: 02:00 min
Label: Virgin 394722

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