Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über Frida Kahlo

"Leidenschaft, Schmerz und Kunst" - Zum 110. Geburtstag der Malerin Frida Kahlo spricht die Direktorin des Dom Museum Wien, Johanna Schwanberg, über die Vermittlerin zwischen zwei Kulturen, die Fragen aufwarf, die heute aktueller denn je sind. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Frida-Kahlo-T-Shirts, Frida-Kahlo-Tassen, Frida-Kahlo-Pölster. Webseiten vermarkten Kleider und Accessoires im Kahlo-Stil. Sie versprechen, die Aura des Revolutionären gleich mit zu erwerben. Denn die mexikanische Malerin ist seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer Ikone revolutionärer Haltung geworden - ihr blumenbekränztes Konterfei mit den zusammengewachsenen Augenbrauen beinahe so bekannt wie das von Che Guevara. Die Fotos von ihrem mit Hammer und Sichel bemalten Gipsverband und dem mit der kommunistischen Fahne bedeckten Sarg prägten sich unvergesslich ein. Längst hat das öffentliche Bild die historische Gestalt in den Hintergrund gedrängt.

Frida Kahlo, die heute vor 110 Jahren geboren wurde, hat sich leidenschaftlich für die Mexikanische Revolution eingesetzt: Sie änderte sogar ihr Geburtsjahr von 1907 auf 1910, damit es sich mit dem Ausbruch der Revolution deckt. Ihre Malerei sei aber "nicht revolutionär", meinte sie selbst. Kahlos etwa 150 Bilder umfassendes Werk war immer zutiefst subjektiv und dennoch nicht minder politisch als das ihrer männlichen Wandmaler-Kollegen, die Politik zum Hauptthema ihrer Kunst erklärten. Dass Frida Kahlo sich in Bildern bewusst der Sprache der volkstümlichen Malerei Mexikos zuwandte, ist etwa als politische Botschaft zu verstehen.

In dem 1932 entstandenen "Selbstbildnis an der Grenze zwischen den USA und Mexiko" stellt Kahlo die technikfreundliche Welt der Vereinigten Staaten dem präkolumbischen Mexiko gegenüber, das von Fabriken und roboterhaften Gebilden bedroht wird. Sie selbst steht als Vermittlerin in einem europäischen Rüschenkleid mit mexikanischer Flagge in der Hand zwischen den beiden Kulturen. Kahlo weist in einer eigenständigen Bildsprache auf den neokolonialistischen Druck einer Industriemacht gegenüber einem ärmeren Nachbarn hin. Sie überbringt so politische Botschaften, die heute noch genauso gültig sind wie damals.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Luis Arcaraz Torras
Vorlage: Hayden Herrera
Gesamttitel: FRIDA / Original Filmmusik
Titel: El antifaz
Untertitel: MUSIC FROM THE MOTION PICTURE SOUNDTRACK
Ausführende: Liberacion /Gesang m.Begl.
Solist/Solistin: Miguel Galindo /Gesang m.Begl.
Solist/Solistin: Alejandro Marehuala /Gesang m.Begl.
Solist/Solistin: Gerardo Garcia /Gesang m.Begl.
Länge: 02:00 min
Label: DG/Universal Classics 4741502

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