Frank Schreker: "Die Gezeichneten"

WILFRIED HÖSL

Franz Schreker: "Die Gezeichneten"

Mit Tomasz Konieczny (Herzog Adorno), Christopher Maltman (Graf Tamare), Alastair Miles (Lodovico Nardi), Catherine Naglestad (Carlotta Nardi), John Daszak (Alviano Salvago), u.a.
Chor der Bayerischen Staatsoper, Bayerisches Staatsorchester, Dirigent: Ingo Metzmacher
(aufgenommen am 1. Juli in der Bayerischen Staatsoper München anlässlich der "Münchner Opernfestspiele 2017").
Präsentation: Chris Tina Tengel.

"Meiner lieben Mutter gewidmet" - die Mutter von Franz Schreker muss einiges ausgehalten haben! Franz Schreker, k.u.k. Österreicher des Jahrgangs 1878, ist aus der Trias, in die man ihn meist mit Zemlinsky und Korngold stellt, derjenige, der uns nach jeder Wiederaufführung einer seiner Opern am schnellsten wieder entschwindet. Dass er um 1920 in Deutschland neben Richard Strauss und Giacomo Puccini der meistgespielte Opernkomponist gewesen ist - heute fast unvorstellbar. Schreker muss fantastisch den Puls der Zeit getroffen haben, in allem - er schrieb sich zur Musik auch die Texte selbst, schwelgte als junger Mensch in Wagner.

1912 "Der ferne Klang" war sein Durchbruch, auf breitester Basis, 1918 kamen "Die Gezeichneten" nach. In der Mischung der inhaltlichen Elemente noch krasser als das Vorgängerstück, und wie gesagt - der Mutter gewidmet: im alten Genua - ein "Krüppel", so nennt er sich selbst - gefangen in Erlösungsliebe zu einer durch Herzschwäche todkranken Frau. Er hat, in Verherrlichung des Schönen auf einem Eiland als sein Lebenswerk ein Elysium erschaffen. Dort vergnügt sich nun allerdings der Adel aufs Perverseste: Lustmorde passieren, moralisches Halten gibt es keines mehr. Der "Krüppel" postuliert auch: das Schöne dem Starken - und so passiert's: Einer aus der Adelsclique ist der kranken Malerin am Ende lieber, erschlägt den Nebenbuhler, der wahnsinnig wird.

Wobei Franz Schreker ja darauf erpicht war, sein Schaffen dem Publikum als durch und durch autobiografisch zu servieren. Eigenbeschreibung Schreker: "Immerzu verliebt, verlobt, und beides abwechselnd. Damit zusammenhängend: Halbheiten, Depressionen, Entwicklung, Lebensdurst, nicht immer die beste Gesellschaft. Aber Eindrücke über Eindrücke, brausend, erschütternd, flammend, ruhelos; ein Greifen und Haschen nach fliehenden Dingen, immer voll Glauben, und immer aufs Neue verdammt zu jagen, zu suchen und nichts zu finden. Frühlingssehnen."

Service

Opernführer - "Die Gezeichneten", Libretto, Synopsis u.a.
Bayerische Staatsoper - Die Gezeichneten

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Franz Schreker/1878-1934
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Franz Schreker/1878-1934
Titel: DIE GEZEICHNETEN / Oper in drei Akten
(aufgenommen am 1. Juli 2017 in der Bayerischen Staatsoper München anlässlich der "Münchner Opernfestspiele 2017")
Solist/Solistin: Tomasz Konieczny /Herzog Adorno
Solist/Solistin: Christopher Maltman /Graf Tamare
Solist/Solistin: Alastair Miles /Lodovico Nardi
Solist/Solistin: Catherine Naglestad /Carlotta Nardi
Solist/Solistin: John Daszak /Alviano Salvago
Solist/Solistin: Matthew Grills /Guidobaldo Usodimare
Solist/Solistin: Kevin Conners /Menaldo Negroni
Solist/Solistin: Sean Michael Plumb /Michelotto Cibo
Solist/Solistin: Andrea Borghini /Gonsalvo Fieschi
Solist/Solistin: Peter Lobert /Julian Pinelli
Solist/Solistin: Andreas Wolf /Paolo Calvi
Solist/Solistin: Paula Iancic /Ginevra Scotti
Solist/Solistin: Heike Grötzinger /Martuccia
Solist/Solistin: Dean Power /Pietro
Solist/Solistin: Galeano Salas /Ein Jüngling
Chor: Chor der Bayerischen Staatsoper
Orchester: Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Ingo Metzmacher
Länge: 173:25 min
Label: ER/17/04/03/20

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