Demonstranten im Gegenlicht

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Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Über zivilen Ungehorsam in der Demokratie

Recht auf Widerstand.
Von Nikolaus Halmer.

Ziviler Ungehorsam hat Konjunktur - angesichts zunehmend autoritär agierender Regime in Ungarn, der Türkei oder in Russland. Auch in westlichen Demokratien ist der zivile Ungehorsam in Form von Demonstrationen, Blockade-Aktionen oder Boykottaufrufen wieder stärker präsent. Damit wollen Individuen - aber auch Gruppen - staatliche Gesetze verhindern, die sie als ungerecht oder unmoralisch empfinden.

Der Begriff "ziviler Ungehorsam" geht auf den amerikanischen Philosophen und Schriftsteller Henry David Thoreau zurück, der vor genau 200 Jahren geboren wurde. In seinem Essay "Civil Disobedience" führte Thoreau aus, warum er aus Protest gegen die Sklavenhaltung keine Steuern mehr bezahlen wollte. Die unterschiedlichen Formen dieses zivilen Ungehorsams reichen bis in die Gegenwart. So bezieht sich der französische Philosoph Geoffroy de Lagasnerie in seinem Buch "Die Kunst der Revolte" auf den amerikanischen Whistleblower Edward Snowden, der das Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten enthüllte. Eine "engagierte Gestalt", so de Lagasnerie, der einen wichtigen Beitrag für die Emanzipation des mündigen Bürgers in einer pluralistischen Gesellschaft geleistet hat.

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Literatur:

Andreas Braune (Hg.): Ziviler Ungehorsam. Texte von Thoreau bis Occupy, Herausgegeben und eingeleitet von Andreas Braune, Reclam

Henry David Thoreau: Ziviler Ungehorsam, übersetzt von Ulrich Bossier, Reclam

Henry David Thoreau: Tagebuch I, übersetzt von Rainer G. Schmidt, Matthes und Seitz

Henry David Thoreau: Tagebuch II, übersetzt von Rainer G. Schmidt, Matthes und Seitz

Susan Cheever: American Bloomsbury, Ein Leben zwischen Liebe, Inspiration und Natursehnsucht, Insel

Frank Schäfer: Henry David Thoreau - Waldgänger und Rebell. Eine Biographie, suhrkamp taschenbuch 4769

Dieter Schulz: Henry David Thoreau - Wege eines amerikanischen Schriftstellers, Mattes

Geoffroy de Lagasnerie: Die Kunst der Revolte; Snowdon, Assange, Manning, Suhrkamp

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