Matinee

Utopie und Wehmut

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Kent Nagano; Rundfunkchor Berlin; Genia Kühmeier, Sopran; Claudia Huckle, Alt; Benjamin Bruns, Tenor; Matthew Rose, Bass. Franz Schubert: Messe Nr. 5 As-Dur D 678 (aufgenommen am 31. März in der Philharmonie Berlin)

Eine enge Verbindung zur kirchenmusikalischen Praxis begleitete Franz Schubert von Kindheit an: So wurde er bereits in jungen Jahren als Chorknabe ausgebildet und sang ab 1808 im Chor der königlich-kaiserlichen Hofmusikkapelle in Wien. Auch später kehrte er mit seinem Schaffen stets zur liturgischen Tradition zurück und komponierte etwa mehrere kurze Messen. Deren Fünfte, die Schubert im November 1819 in Angriff nahm, sollte dabei eine repräsentativere Funktion innerhalb seines vokalen Ouvres einnehmen und ihm zugleich die Widmung an das Kaiserpaar ermöglichen. Musikalisch suchte er in der Verflechtung von Kirchentradition und symphonisch-konzertantem Stil mit der As-Dur-Messe nach neuen Ausdrucksformen - vielleicht auch in dem Bewusstsein, dass etwa zeitgleich Ludwig van Beethoven Ähnliches mit der Arbeit an seiner "Missa solemnis" beabsichtigte?

Beethoven jedenfalls hatte bereits Jahre zuvor damit begonnen, die Gattungsgrenzen zu überwinden. Seine "Chorfantasie" op. 80 für Klavier, Chor und Orchester von 1808 nimmt dabei die formale und musikalische Konzeption des Finales seiner Symphonie Nr. 9 teilweise vorweg: Auch diesem Konzertstück legt Beethoven die Melodie seines unveröffentlichten Liedes "Gegenliebe" zugrunde.

Als 1945 nicht nur ein Großteil der europäischen Städte, sondern auch die vormals als sicher erschienenen moralischen und kulturellen Werte Deutschlands in Trümmern lagen, wandte sich Richard Strauss mit seinen "Metamorphosen" 1945 in einer Art Rückgriff dem Wirken und Schaffen bedeutender deutscher Persönlichkeiten zu. Inspiration suchte und fand er einerseits bei Johann Wolfgang von Goethe; musikalisch referiert er auf Ludwig van Beethoven und besonders dessen Trauermarsch der "Eroica". Für 23 Solostreicher - zehn Violinen, je fünf Bratschen und Celli sowie drei Kontrabässe - orchestriert, widmete Strauss sein letztes großes Orchesterwerk Paul Sacher und dessen Collegium Musicum in Zürich, die nach Kriegsende im Januar 1946 die Uraufführung realisierten.

(Deutsches Symphonie-Orchester Berlin)

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: FRANZ SCHUBERT/1797-1828
Titel: Messe Nr.5 für Soli, Chor und Orchester As-Dur D 678

* I. Kyrie
* II. Gloria
* III. Credo
* IV. Sanctus
* V. Benedictus
* VI. Agnus Dei
Orchester: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Chor: Rundfunkchor Berlin
Choreinstudierung: Philipp Ahmann
Solist/Solistin: Genia Kühmeier/Sopran
Solist/Solistin: Claudia Huckle/Alt
Solist/Solistin: Benjamin Bruns/Tenor
Solist/Solistin: Matthew Rose/Bass
Leitung: Kent Nagano
Länge: 46:11 min
Label: EBU

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