Menschen in Paris mit der amerikanischen Flagge, 1944

AP/HARRY HARRIS

Salzburger Nachtstudio

"Als Radiohören gefährlich war" - die akustische Begleitung der Befreiung

"Als Radiohören gefährlich war"
Radio im Widerstand - Radio als Waffe
5. und letzer Teil der Sendereihe von Franz Richard Reiter.

Im letzten Teil der fünfteiligen Reihe werden wieder seltene Tondokumente von Programmen präsentiert, die eigens für Österreich hergestellt und von Amerika, Frankreich und unter amerikanischer Aufsicht von Großbritannien speziell nach Österreich ausgestrahlt wurden.

Bald nach der Befreiung von Paris wurden von dort deutschsprachige Radiosendungen und auch speziell österreichische ausgestrahlt. Leiter der österreichischen Sendungen wurde Dr. Fritz Metznik, später Chef des Bundespressedienstes in Wien. Der französischen Radiostation sind Manuskripte und Tonmaterial bei diversen Übersiedlungen verloren gegangen. Franz Richard Reiter ist es gelungen, die Kennmelodie und Sendungsausschnitte zu finden.

Von Amerika aus gab es verschiedene Programme nach Österreich. Der österreichische Flüchtling Eduard März, später Universitätsprofessor für Wirtschafsgeschichte, verfasste Radiosendungen an seine Landsleute und sprach sie von Boston aus in den Äther. Die Sendungen auf Kurzweile gab es ab 1942, in der Regel ein Mal in der Woche. Sie begannen mit der Losung "Freiheit Österreich!" Franz Richard Reiter hat die Kennmelodie nachgebaut. Prof. Eduard März spricht noch einmal Ausschnitte aus diesen Sendungen nach Österreich.

Das freie Radio spielte auch in den KZs eine wichtige Rolle. Häftlinge schnappten Informationen der ausländischen Sender auf, die von der SS vor ihnen gehört wurden. In manchen KZs bauten Häftlinge Empfangsgeräte. Das freie Wort war für die Häftlinge besonders deshalb wichtig, weil es ihnen Lebensmut gab, und Lebensmut war die Vorraussetzung für ein Überleben. Hermann Langbein berichtet, dass es der "Internationalen Widerstandsbewegung" im KZ Auschwitz gelang, die Personalien von SSlern, die eine Schlüsselfunktion in der Mordmaschinerie einnahmen, an polnische Zivilarbeiter weiterzugeben, mit der Bitte, diese nach London zu übermitteln, samt dem Ersuchen, dass London die Angaben zu den Personalien sende. London sendete sie. Tatsächlich hörten die SSler ihre Namen samt Personalien im verbotenen ausländischen Radio. Das hatte eine sehr starke demoralisierende Wirkung.

Ein anderes Programm, das eigens in den USA für Österreich hergestellt wurde, sendete man nicht von Amerika, sondern von London. An ihm wirkte in London maßgeblich Dr. Clementine Czernik mit, die vor ihrer Flucht Rechtsanwältin in Wien gewesen war. Sie war Austrian Editor, verfasste Manuskripte, war Sprecherin und Übersetzerin. Wir bringen einen Ausschnitt aus dem Programm nach Österreich, das den Titel trug: "Herr und Frau Adabei im trauten Zwiegespräche am häuslichen Herd", u. a. gesprochen und gesungen von Dr. Clementine Czernik.

Das größte Programm, das Dr. Clementine Czernik gestaltete, war das zur Befreiung Wiens.
Franz Richard Reiter hat die Autorin und Sprecherin der Sendung Dr. Clementine Czernik vors Mikrophon gebeten. Sie selbst wusste nicht, dass die Originalaufnahme aufbewahrt wurde.


In der Musik-Coda Lieder von Arik Brauer und Theodorakis, André Heller und den Schmetterlingen.

Service

Gestalter der Reihe "Als Radiohören gefährlich war": Franz Richard Reiter

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