Salzburger Festspiele 2017

ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigent: Aziz Shokhakimov; Andrei Ionita, Violoncello. Antonin Dvorak: Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 * Sergej Prokofjew: Symphonie Nr. 5 B-Dur op. 100 (aufgenommen am 5. August in der Felsenreitschule Salzburg in Dolby Digital 5.1 Surround Sound). Präsentation: Philipp Weismann

Preisträger

Ein Cellokonzert, entstanden in Friedenszeiten in den USA, und eine Symphonie, ein halbes Jahrhundert später in der UdSSR komponiert, während des Zweiten Weltkrieges; geschrieben von zwei Komponisten, die für ihre Kunst die Heimat brauchten und in der Fremde an Heimweh litten: Gegensätze ebenso wie Gemeinsamkeiten bestimmen das Programm dieses Festspielabends, an dem das RSO Wien mit zwei Stars von morgen musiziert.

Aziz Shokhakimov ist noch keine 30 und doch schon ein erfahrener Dirigent. Mit 14 gab er sein Debüt in der Usbekischen Nationaloper und gewann 2016 den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele. So wie der 1994 geborene Cellist Andrei Ionita zählt er zu den größten Talenten der jungen Generation.

Merkwürdig, dass Antonin Dvorak das Violoncello als Soloinstrument lange Zeit nicht sonderlich geschätzt hatte. Erst seine amerikanischen Jahre 1892 bis 1895 brachten die Wende. Er war als Direktor des New Yorker Konservatoriums engagiert worden, um "dem Kontinent, den Kolumbus entdeckte, eine Neue Welt der Musik hinzuzufügen". Neben großer Kammermusik und etwa der Symphonie "Aus der Neuen Welt" schrieb er dort als eines seiner bedeutendsten, beliebtesten Werke auch ein Cellokonzert, als wollte er alle früheren Einwände Lügen strafen. Die "amerikanischen" Einflüsse treten hier zurück und machen einer elegischen, stellenweise fast nostalgischen Grundhaltung Platz, die allerdings zum Klangcharakter des Soloinstruments perfekt passt und durch energisch strahlende Höhepunkte ausbalanciert wird.

Glänzt Sergej Prokofjews populäre 5. Symphonie ähnlich selbstsicher und triumphierend? Oder macht sie, zumindest im Finale, nicht eher Angst mit dem Stampfen einer unaufhaltsam wirkenden Maschinerie? 1918 hatte Prokofjew wegen Revolution und Bürgerkrieg Russland den Rücken gekehrt, dann in den USA und in Frankreich Erfolge gefeiert, aber auch Krankheiten und Rückschläge erlebt. "Ich muss wieder russische Laute in meinen Ohren hören und mit Leuten von meinem Fleisch und Blut reden, damit sie mir zurückgeben, was mir hier fehlt: ihre und meine Lieder", wurde ihm schließlich klar. 1936 ging er mit Frau und Söhnen für immer zurück - eine Entscheidung, an der die Familie zerbrechen sollte. Außerdem hatte sie auch künstlerisch einschneidende Folgen: Anfangs wurden ihm Rosen gestreut, später musste sich Prokofjew für seine Musik maßregeln lassen.

"Mit der Fünften Symphonie wollte ich ein Lied auf den freien und glücklichen Menschen anstimmen, seine schöpferischen Kräfte, seinen Adel, seine innere Reinheit", gab er an - eine Hymne auf den Kommunismus? Nein. Denn jenseits der vielfach blechgepanzerten Klänge, die sich scheinbar erhaben und unantastbar durch die Tonarten winden, reißen die Gräben von Zwang, Diktatur und Krieg auf: Diese Musik ist nicht gealtert.
(Text: Walter Weidringer)

Service

Diese Sendung wird in Dolby Digital 5.1 Surround Sound übertragen. Die volle Surround-Qualität erleben Sie, wenn Sie Ö1 unter "OE1DD" über einen digitalen Satelliten-Receiver und eine mehrkanalfähige Audioanlage hören.

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonin Dvorak
Gesamttitel: SALZBURGER FESTSPIELE 2017/YCA Preisträgerkonzert
Titel: Konzert für Violoncello und Orchester in h-moll op.104
* Allegro - 1.Satz (15:37)
* Adagio ma non troppo - 2.Satz (11:59)
* Finale: Allegro moderato - 3.Satz (12:36)
Solist/Solistin: Andrei Ionita, Violoncello
Orchester: ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: Aziz Shokhakimov
Länge: 40:20 min
Label: Artia Prag

Komponist/Komponistin: Sergej Prokofieff
Gesamttitel: SALZBURGER FESTSPIELE 2017/YCA Preisträgerkonzert
Titel: Symphonie Nr.5 in B-Dur op.100
* Andante - 1.Satz (12:40)
* Allegro marcato - 2.Satz (08:12)
* Adagio - 3.Satz (12:21)
* Allegro giocoso - 4.Satz (09:26)
Orchester: ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: Aziz Shokhakimov
Länge: 43:30 min
Label: UE LM

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