Menschenschlange, Sudan

AFP/ASHRAF SHAZLY

Radiokolleg - Sudan und Südsudan

Reichtum und Katastrophen am oberen Nil (4). Gestaltung: Maria Reininger

Vor sechs Jahren, im Juli 2011 wurde der Südsudan nach einem Referendum gegründet - weit mehr als 90 Prozent der Südsudanesen hatten für die Unabhängigkeit vom Sudan gestimmt. Heute herrscht im Südsudan eine Hungerkrise - von den Träumen der Südsudanesen ist wenig geblieben.

Mit der Trennung ist auch der nördlich gelegene Sudan zu einem neuen Staat geworden - derzeit Hotspot der Flüchtlingsströme Ostafrikas. Weitab davon, die Institutionen des Sudan zu erneuern, geht das Regime in den neuen Randzonen des Staats brutal gegen die Menschen vor, die ihre Ansprüche an Mitbestimmung und Wohlstand angemeldet haben. Auch wenn die Erdöleinnahmen in den vergangenen Jahren nicht gebracht haben, was man erhofft hatte: der Sudan und der Südsudan wären eigentlich wohlhabend.

Sudanesische Historiker, Soziologen und Politikwissenschafterinnen erklären die Geschichte der beiden Staaten an den Oberläufen des Nil - die Geschichte arabisch-afrikanischer Identitätssuche am Ende der Kolonialzeit - und die jüngere Geschichte unter den Bedingungen neuer Raubzüge aus Europa und China.

Wissenschafter/innen aus den afrikanischen Staaten haben die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte beobachtet und kommen meist zu anderen Schlüssen als Beobachter/innen aus der EU. Während die EU derzeit vor allem technische und militärische Unterstützung zur Flüchtlingsabwehr plant, haben sich sudanesische Historiker mit der Herkunft vorgeblich ethnischer Rivalitäten und den Lebensbedingungen der Dinka, Nuer, Nubier und anderer Bevölkerungsgruppen beschäftigt.

Sie erklären die Lebensbedingungen für Frauen ebenso wie die ökonomischen und rechtlichen Prozesse, die aufgrund der Staatengründung des Südsudan die Zivilgesellschaft verändert haben. Ökonomen untersuchen in Netzwerken die Ursachen der Hungersnot im Südsudan und finden andere Gründe als das, was man früher "Stammeskämpfe" genannt hätte. Und sudanesische Journalist/innen beschreiben, welche Möglichkeiten sie für Flüchtlinge im nördlicher gelegenen Sudan sehen.

Die afrikanischen Expert/innen bewerten, was die verschiedenen europäisch-afrikanischen Strategien unter den Bezeichnungen Khartoum-Prozess, Rabat-Prozess und deren mehr aus ihrer Sicht bringen. Sie sehen nach, ob in den noch unfertigen Marshallplänen einzelner europäischer Staaten Projekthilfe und militärische Ausrüstung zu sehr verzahnt werden. Und sie beschreiben, welche kulturellen und politischen Kooperationen stattdessen sinnvoll wären. Ein Radiokolleg von Maria Reininger.

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