Gedanken für den Tag

Martin Kolozs über das Gute

"Was bedeutet es, gut zu sein?" Fragen wie dieser geht der Schriftsteller und Philosoph Martin Kolozs nach. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Wer weiß, was es bedeutet, gut zu sein, muss letztlich auch die Frage nach dem Besser- bzw. Schlechterwerden stellen; will sagen: Unsere komparative Welt giert offenkundig nach positiven wie negativen Superlativen und fordert diese ein: etwa durch Preise und Auszeichnungen oder durch Denunziation und üble Nachrede.

So werden Gala- und Benefizabende veranstaltet, auf denen so genannte Vorbilder wie am laufenden Band produziert und ins Rampenlicht gestellt werden; oder, es werden Reden und Fahnen geschwungen und alles schlecht gemacht, was ein Mitbewerber an Ideen hatte, nur, weil sie einem selbst nicht eingefallen sind. Aber: Was hat das alles mit dem Gutsein zu tun? Bedeutet, gut zu sein, im Grunde nicht viel mehr klassenlos zu sein; klassenlos, was unser Fühlen, Denken und Handeln betrifft, und klassenlos, was dessen Bewertungen angeht? Kann man eine gute Tat überhaupt mit einer anderen guten Tat vergleichen, wie man es mit den Ergebnissen im Sport oder an der Börse tut? Ich denke nicht.

Für mich bedeutet es, gut zu sein, sein Möglichstes zu tun, selbstlos und außerhalb der großen Arena. Denn das Gutsein braucht keine Steigerungsformen, wenn es nur echt ist, aus dem Herzen kommt und keinesfalls spekuliert. Gutsein kann jeder Mensch, zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort; was uns oft daran hindert, ist der Gedanke, dass es nicht ausreichen könnte, weil wir uns mit den Helden an der Weltspitze vergleichen, die uns als das Maß aller Dinge vorgemacht werden, auch als das des Gutseins. Aber muss das so sein? Könnten wir nicht einfach gut sein, um des Gutseins Willen, weil gut zu sein, das einzig Richtige ist, unabhängig davon, was andere sagen, oder ob andere uns dafür auslachen? Ich denke: Ja! Der gute Mensch ist möglich, an jedem Tag und an jedem Ort. Man muss nur sagen: "Ich will!" Und fühlen: "Ich muss!"

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Dimitri Tiomkin/1894 - 1979
Bearbeiter/Bearbeiterin: Christopher Palmer /Arrangement/1946 - 1995
Album: HIGH NOON - ORIGINAL FILM SCORES BY DIMITRI TIOMKIN
Titel: Suite aus dem Film "High Noon" / "Zwölf Uhr mittags"
* The clock; Showdown; Postlude
Orchester: Rundfunk Symphonieorchester Berlin
Leitung: Lawrence Foster
Länge: 02:10 min
Label: BMG Classics/RCA Victor 090266

weiteren Inhalt einblenden