ORF/JOSEPH SCHIMMER
Punkt eins
Das Nichtstun verlernt?
Wo bleiben Zeit und Raum für das Zweckfreie und Absichtslose?
Gäste: Christian Korunka, Arbeitspsychologie, Universität Wien und Ulrich Schnabel, Leiter der Redaktion Wissen der Wochenzeitung DIE ZEIT, Vortragender beim diesjährigen Philosophicum Lech.
Moderation: Kristin Gruber.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
14. September 2017, 13:00
Unsere Gesellschaft scheint das Nichtstun verlernt zu haben. Wissenschaftler/innen sprechen von einer Beschleunigungsgesellschaft oder von der Optimierung aller Lebensbereiche, beobachten ein kollektives und chronisches Gefühl von Zeitmangel, den Drang, auch die Freizeit so effektiv wie möglich zu nutzen und daraus resultierend eine wachsende Sehnsucht nach Müßiggang. Der Raum und die Zeit für das Zweckfreie, das Absichtslose, das Sich-treiben-Lassen, ist verschwindend klein geworden.
Welche Rolle spielt das Nichtstun, das Absichtslose für den Menschen und seine Psyche? In der Hirnforschung spricht man zum Beispiel vom sogenannten Leerlaufnetzwerk. Beim Tagträumen, Schlafen oder im Koma, also immer dann, wenn kein Input von außen auf uns einwirkt, werden bestimmte Areale im Hirn sprunghaft aktiv.
"Mut zur Faulheit. Die Arbeit und ihr Schicksal" so der diesjährige Titel des Philosophicum Lech. Einer der Vortragenden ist der Wissenschaftsjournalist und Leiter der Redaktion Wissen der Wochenzeitung DIE ZEIT, Ulrich Schnabel. In seinem Buch "Muße. Vom Glück des Nichtstuns." spürt er dem Verlust des Müßiggangs und den Ursachen dafür nach, ebenso wie der Frage nach dem Sinn und Zweck des Zweckfreien.
Der Verlust der Muße steht direkt in Zusammenhang mit der Veränderung unserer Arbeitswelt, sagt Christian Korunka vom Institut für Psychologie der Universität Wien, sein Fachgebiet: Arbeitspsychologie. Die moderne Arbeitswelt charakterisiere sich durch Entgrenzung: Die Arbeit lasse sich vom "Rest des Lebens" nicht mehr so klar abgrenzen wie früher. Flexible Arbeitszeiten, flexible Arbeitsorte, das Verschwimmen von Arbeit und Freizeit, von Beruf und Berufung, der Optimierungs- und Verwertungsgedanke im Hinblick auf alles, was man tut.
Was früher einmal ein Hobby war, wird heute oft zum zweiten Standbein. Man versteckt sich nicht mehr alleine im Hobbykeller, sondern trägt das Hobby über soziale Medien in die Öffentlichkeit. Das Ich steht als Gesamtpaket, als Gesamtprodukt in der Auslage.
Mit Kristin Gruber und unseren Hörer/innen sprechen Christian Korunka und Ulrich Schnabel über das Nichtstun und seine Zukunft. Die Redaktion freut sich über Fragen und Gedanken zum Thema:
Wann haben Sie das letzte Mal den Ameisen beim Krabbeln zugesehen? Wieviel Zeit haben Sie, um in die Luft starren? Halten Sie sich bewusst Zeit frei für Müßiggang? Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nichts tun?
Sie erreichen uns per Mail an punkteins(at)orf.at oder live während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich.
Service
Philosophicum Lech
Ulrich Schnabel - Muße. Vom Glück des Nichtstuns
Arbeits- & Organisationspsychologie an der Universität Wien
Sendereihe
Playlist
Urheber/Urheberin: Lennon
Urheber/Urheberin: McCartney
Album: Revolver - REMASTERED
I'M ONLY SLEEPING
Ausführender/Ausführende: Beatles
Länge: 02:55 min
Label: Parlophone 746441
Komponist/Komponistin: John Lennon/1940 - 1980
Album: JOHN LENNON / ANTHOLOGY
Titel: Watching the wheels
Untertitel: DAKOTA
Solist/Solistin: John Lennon /Gesang, Gitarre
Länge: 03:01 min
Label: Capitol 8306142 / 8306182 (4 C
Urheber/Urheberin: Lennon
Urheber/Urheberin: McCartney
Album: Rubber Soul - REMASTERED
NOWHERE MAN
Ausführender/Ausführende: Beatles
Länge: 02:40 min
Label: Parlophone 746440
Komponist/Komponistin: John Lennon/1940 - 1980
Album: THE COLLECTION / JOHN LENNON
Titel: Beautiful boy (darling boy)
Solist/Solistin: John Lennon /Gesang m.Begl.
Länge: 01:12 min
Label: EMI 7915162