Leopold Federmair

YOSHIKO KIYAMURA

Radiogeschichten - Neue Literatur aus Österreich

Leopold Federmair: "Monden. Der Wellen Schatten" (Roman)
Otto Müller Verlag
Es liest Gerda Lischka.

In Japan hat eine Frau ein Jahr lang unbemerkt bei einem fremden Mann in dessen Wandschrank gelebt - und das tut auch die Hauptfigur in Leopold Federmairs Roman "Monden". Marie hat still und leise das Haus von Herrn Monden zu ihrer Wohnstatt erwählt. Der Wandschrank im Haus wird zur Höhle, in der Marie zunächst viel schläft. Aber natürlich benötigt sie zu essen und zu trinken. Wie lange wird es dauern, bis Monden ihr verstecktes Dasein aufdeckt?

Monden installiert Kameras, die Marie mit Geschirrtüchern verhängt. Er registriert dennoch nach und nach das mitlebende Wesen in seinem Haus, das von seinen Nahrungsmitteln nimmt, und das für offensichtliche Ordnung sorgt. Monden scheint zu tolerieren, dass jemand ganz nah und doch anonym, ohne Sprache, mit ihm lebt. Marie kehrt später in ihren Berufsalltag als Krankenschwester zurück, sie erwartet ein Kind, das sie in ihren Zwiegesprächen "Erbse" nennt.

Ihre Geschichte erzählt Marie einem rekonvaleszenten Schriftsteller. Ihm händigt sie auch ihr Notizbuch aus, das in Andeutungen und Skizzen ihr Vorleben umschreibt. Der Schriftsteller greift die Inhalte auf und formt ein neues Ganzes. In Federmairs Buch kommen Marie und der Schriftsteller abwechselnd zu Wort.

Der 1957 in Wels geborene Schriftsteller Leopold Federmair hat sich über seine Tätigkeit als Autor, Essayist und Kritiker hinaus auch als internationaler Übersetzer einen Namen gemacht. Er hat Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Italienischen vorgenommen, u.a. für Werke von Michel Houellebecq und Francis Ponge. 2012 wurde Leopold Federmair mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung ausgezeichnet. Federmair, der selbst Germanistik, Publizistik und Geschichte an der Universität Salzburg studiert hat, unterrichtet Deutsch an der Universität in Hiroshima in Japan.

Aus dem jüngstem Werk: "Die Apfelbäume von Chaville. Annäherungen an Peter Handke" (Jung und Jung Verlag, 2012). "Das rote Sofa" (Otto Müller Verlag, 2013). "Die großen und die kleinen Brüder. Japanische Betrachtungen" (Klever Verlag, 2013). "Wandlungen des Prinzen Genji" (Otto Müller Verlag, 2014). "Ins Licht. Erzählungen" (Otto Müller Verlag, 2015) "Rosen brechen. Österreichische Erzählungen" (Otto Müller Verlag, 2016).

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