Karin Peschka

APA/HELMUT FOHRINGER

Radiogeschichten - Neue Literatur aus Österreich

Karin Peschka: "Autolyse Wien. Erzählungen vom Ende"
Otto Müller Verlag
Gestaltung: Daniela Wagner

Wien liegt in Trümmern. Wodurch und warum? Das ist einerlei. Über die Hintergründe der Katastrophe erfährt man nichts. Denn nicht die Ursachen die dazu führten, dass Wien zur Ruine geworden ist, sind von Interesse. Der Fokus liegt vielmehr auf dem, was sich zwischen den Trümmern noch regt. Direkt nach jener Nacht, aber auch Tage, Wochen und Monate später.

Wie geht es denen, die nicht umgekommen sind, wie überleben sie? Die Stimmungen und Momentaufnahmen erzählen von Misstrauen, Angst und Fatalität, aber auch von Hoffnung, Erinnerung, von einer Neuausrichtung. Diese kann vieles bedeuten, auch die Hinwendung zum Sterben. Die Frage ist: Was macht die Umkehrung aus uns, wenn das Kaputte zur Norm wird und das Ganze zur Ausnahme?

"Autolyse Wien" von Karin Peschka ist eine Sammlung von Geschichten, die allesamt in einem zerstörten Wien spielen. Eine dieser Geschichten trägt den Titel "Wiener Kindl". Einen Auszug dieser Erzählung hat Peschka bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt gelesen. Neben der Jury des Bachmannpreises, die dem Text viel Positives abgewinnen konnte, zeigte sich offenbar vor allem das Publikum begeistert, denn "Wiener Kindl" wurde mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Damit verbunden ist ein Stadtschreiberstipendium der Stadt Klagenfurt.

"Wiener Kindl" erzählt von einem kleinen Kind, das durch einen Bombenanschlag seine Eltern verloren hat. Es überlebt in dem zertrümmerten Haus und wird von einem Rudel Hunde adoptiert. Das Kind wird zum Anführer des Rudels und entfaltet ungeahnte Fähigkeiten. "Man muss sich zu helfen wissen" ist eine der Kernaussagen.

Die 1967 in Linz geborene und heute in Wien lebende Karin Peschka ist seit drei Jahren freie Autorin. Peschka wächst im oberösterreichischen Eferding als Wirtstochter auf, besucht die Sozialakademie in Linz, arbeitet u.a. mit alkoholkranken Menschen und mit arbeitslosen Jugendlichen. Mehrere Jahre ist Peschka im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation tätig. Sie publiziert in diversen Anthologien, schreibt Kolumnen für Ö1. 2014 erscheint Peschkas Romandebut "Watschenmann" (Otto Müller Verlag), für den die Autorin gleich drei Literaturpreise (Literaturpreis Wartholz, Floriana Literaturpreis, Literaturpreis Alpha) erhält. Danach folgt der Roman "FanniPold" (Otto Müller Verlag, 2016). "Autolyse Wien. Erzählungen vom Ende" (Otto Müller Verlag, Herbst 2017) ist ihr drittes Buch.

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