Leporello

Erinnerungen an Tamar Radzyner und Gerhard Fritsch

Topsy Küppers: "... Doch sag´, was ist Glück?"
Baujahr '67: Gerhard Fritschs Roman "Fasching"

Topsy Küppers: "... Doch sag´, was ist Glück?"

Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war die Nacht der Reichspogrome. Aus diesem Anlass lädt Topsy Küppers heute Abend - bei freiem Eintritt - in ihr früheres Theater, die "Freie Bühne Wieden", zu einer Hommage an die Dichterin Tamar Radzyner. Der Titel der Veranstaltung "... Doch sag´, was ist Glück?" ist einem Chanson-Text von Tamar Radzyner entliehen. 1927 in Lodz geboren, überlebte sie Auschwitz, Flossenbürg und Stutthof. Sie verlor den größten Teil ihrer Verwandten in der Shoah und starb 1991 in Wien. Als überzeugte Kommunistin war Tamar Radzyner vor und nach ihrer Inhaftierung im polnischen Widerstand aktiv. Als nach der Befreiung Polens auch unter Stalin antisemitische Töne laut wurden, emigrierte sie 1959 mit ihrer Familie nach Wien. Hier wurde sie von Topsy Küppers entdeckt, Radzyner arbeitet mit ihr und Georg Kreisler zusammen und schrieb Revuen, Liedertexte und Sketches. Heute Abend werden Erinnerungen an die Künstlerin geweckt. An ihre präzise formulierten, knappen Gedichte, ihren bissigen Humor, ihre schonungslos direkten Liedtexte. Singend, performend und rezitierend auf der Bühne zu sehen sind neben Topsy Küppers Michaela Ehrenstein, Fritz von Friedl, Friedrich Orter, Eric Lary - und Joana Radzyner, die Tochter von Tamar Radzyner. Die langjährige ORF-Korrespondentin in Warschau liest unter anderem ein altes Gedicht ihrer Mutter auf Polnisch. Eine Auswahl von Tamar Radzyners Lyrik wurde übrigens in dem Buch "Nichts will ich dir sagen" veröffentlicht, das heute ebenfalls vorgestellt wird. - Gestaltung: Ursula Mürling-Darrer


Baujahr '67: Gerhard Fritschs Roman "Fasching"

1967 erscheint im deutschen Rowohlt Verlag "Fasching", der lange erwartete, zweite Roman des österreichischen Schriftstellers Gerhard Fritsch. Darin erzählt Fritsch vom Schicksal des jungen Wehrmachtsdeserteurs Felix Golub, der als Dienstmädchen verkleidet in einer österreichischen Kleinstadt untertaucht und diese in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs vor der Zerstörung bewahrt. Nach 12 Jahren Kriegsgefangenschaft kehrt Felix Golub in den Ort zurück. Es ist Faschingszeit. Die Einwohner stecken Felix in Frauenkleider und küren ihn zur Faschingsprinzessin, wobei er zum Opfer unterdrückter, sich nun brutal an ihm entladender Aggressionen wird.- Gestaltung: Roman Tschiedl

Service

Gerhard Fritsch:
"Fasching", Suhrkamp, 1995. Mit einem Nachwort zur Neuauflage von Robert Menasse
Stefan Alker-Windbichler:
"Das Andere nicht zu kurz kommen lassen. Werk und Wirken von Gerhard Fritsch", Braumüller, 2007



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