Landesfestumzug zum Andreas-Hofer-Gedenkjahr

APA/THOMAS BÖHM

Radiokolleg - Ein Gotteskrieger in Lederhosen

Andreas Hofer zum 250. Geburtstag (3). Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Er ist das Urbild des "waschechten" Tirolers - von imposanter Statur, mit schwarzem Bart, Hut und Lederhose: Andreas Hofer, der wohl wie kein anderer dem Klischee eines echten Volkshelden entspricht: Unter seiner Führung erhoben sich 1809 ein paar tausend Bauern gegen die mit Napoleon verbündeten Bayern, die vier Jahre zuvor die Herrschaft in Tirol übernommen hatten.

Die neuen Machthaber betrieben eine radikale Modernisierungspolitik nach französischem Vorbild: Privilegien, wie das Recht, nicht zum Wehrdienst eingezogen zu werden, fielen, es kam zu Steuererhöhungen und zu Reformen des Gesundheitswesen. Zudem wurden die Konfessionen einander gleichgestellt.

Gegen all das wehrten sich die Tiroler; und der Gastwirt, Wein- und Viehhändler Andreas Hofer, 1767 im Passeier im heutigen Südtirol geboren, wurde zur Leitfigur des Widerstandes - mit klar anti-aufklärerischen Zügen: So wird etwa, nach dem ersten Sieg am Bergisel, die von den Bayern eingeführte Pockenschutzimpfung als "Teufelszeug" verdammt und dem "Weibsvolk" weitestgehende Verhüllung vorgeschrieben.

Schließlich unterliegt Andreas Hofer den französischen Truppen, flieht nach Südtirol, wird verraten, gefangengenommen und 1810, auf Befehl Napoleons, in Mantua hingerichtet. Seitdem gilt er als Freiheitsheld par excellence und ist bis heute die meistverehrte historische Figur in ganz Tirol. Nach seinem Tod wurde er allerdings zur Mehrzweck-Symbolfigur für Liberale und Konservative ebenso wie für Austrofaschisten und Nazis.

Nach 1945 stand "der Hofer" dann überhaupt für die Tiroler, für die Einheit des Landes und sogar für die "Bumser" genannten Sprengstoffterroristen, die diese Einheit herbeibomben wollten. So ist der "Mythos Hofer", die Geschichte seiner Inszenierung und Instrumentalisierung im Grunde interessanter als die eigentliche historische Figur. Allen Mythen, so formulierte es einmal der Politologe Anton Pelinka, sei gemein, dass sie einen zugefügten Schmerz verewigen und immer wieder in Erinnerung rufen wollen. - Gemessen an der ungebrochenen Hofer-Verehrung, muss dieses Bedürfnis immer noch übermächtig sein.

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Literatur:

Andreas Oberhofer: Der Andere Hofer. Der Mensch hinter dem Mythos. In: Schlern-Schriften. Band 347. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009

Andreas Oberhofer: Weltbild eines "Helden". Andreas Hofers schriftliche Hinterlassenschaft. In: Schlern-Schriften. Band 342. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2008

Meinrad Pizzinini: Andreas Hofer. Seine Zeit - sein Leben - sein Mythos. Tyrolia, Innsbruck / Wien 2008

Martin P. Schennach: Revolte in der Region. Zur Tiroler Erhebung von 1809. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs. Band 16. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009

Siegfried Steinlechner: Des Hofers neue Kleider. Über die staatstragende Funktion von Mythen. Studienverlag, Innsbruck / Wien / München 2000

Brigitte Mazohl, Bernhard Mertelseder, Johannes Weber: 1809 - und danach? Über die Allgegenwart der Vergangenheit in Tirol. Athesia Buchverlag, Innsbruck, 2009

Links:

Andreas Hofer auf sagen.at

Museum Passeier

"Andreas Hofer - Mythos und Realität" in der ORF tvthek

Universum History - Andreas Hofer - Held wider Willen

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