Blutdruck messen

DPA/JOCHEN LÜBKE

Medizin und Gesundheit

Bluthochdruck-Betroffene hierzulande unzureichend betreut

40 statt 80 oder: Warum Personen mit Hypertonie auswandern sollten

Österreich ist Schlusslicht in der EU und zwar in der Disziplin: Wie viele Prozent der Menschen mit Hypertonie werden ausreichend gut behandelt?

Schon etwas peinlich

Hierzulande werden knapp 40 Prozent der an Hypertonie Erkrankten nach den aktuellen Richtlinien versorgt. Die meisten anderen EU-Staaten liegen da besser und in Kanada werden fast 80 Prozent der Menschen mit Hypertonie so gut therapiert, dass der Blutdruck innerhalb der Zielwerte liegt.
Das war aber auch in diesem nordamerikanischen Land nicht immer so: 1992 lagen nur 13 Prozent der Patienten im Zielbereich ...
Dann machte das kanadische Gesundheitssystem Nägel mit Köpfen und stellte ein "disease management program" auf die Beine. Unter Einbindung der Ärzteschaft werden nun - jährlich aktualisiert - verständliche Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil und die richtige Verwendung von Tabletten der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.
In Europa gibt es in einigen Ländern ähnliche Initiativen. Die besten Chancen auf ausreichende Behandlung haben Bluthochdruckpatienten in Deutschland und Frankreich.
Mit einer Ausnahme.

Jo, des ist heut der steirische Brauch ...

Das einzige Bundesland in Österreich, das einen echten Plan zum Thema Bluthochdrucktherapie hat und diesen auch erfolgreich umsetzt, ist die Steiermark.
Univ.-Prof. Dr. Robert Zweiker, von der Kardiologie der Meduni Graz, hat vor über zehn Jahren eine geniale Strategie entwickelt.
Personen mit Bluthochdruck werden innerhalb eines Monats vier Mal je eineinhalb Stunden geschult. Und zwar von speziell ausgebildeten Krankenschwestern und Ärzten. Es geht um Lebensstilfaktoren, richtiges Blutdruckmessen, die Reduktion von Übergewicht, mehr Bewegung und den sinnvollen Einsatz der verordneten Medikamente.
In der Folge übernehmen niedergelassene Ärzte die weitere Betreuung. Auch diese erhalten dafür eine Einschulung.
Das Projekt ist derart erfolgreich, dass es nun bereits seit über drei Jahren durch die Steirische Gebietskrankenkasse in den Regelbetrieb übernommen wurde.
Zur Nachahmung empfohlen.

Bluthochdruck darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden

Das Problem bei Diabetes und Bluthochdruck ist - diese Erkrankungen bereiten viele Jahre weder Schmerzen noch gibt es andere, deutliche Symptome.
Aber die Folgeschäden, die sich an Herz, Gefäßen, Augen oder Nieren nach jahrelang bestehendem Überdruck im Blutkreislauf zeigen, sind schwerwiegend. Auch diese Veränderungen entwickeln sich vorerst schleichend und werden daher oft (zu) spät erkannt.


Wir gehen in dieser Sendung drei Fragen nach.

-Liegt es an den Behandlern oder den Behandelten, dass die Versorgung in Österreich so schlecht funktioniert?

-Wie klar ist die Beweislage, dass die Behandlung Menschenleben retten kann? Denn senkt man die Zielwerte - wie derzeit diskutiert wird - auf 130/90, so macht man aus 10.000en an sich gesunden, behandlungsbedürftige Menschen.

-Drittens: Wie können Personen mit zu hohem Blutdruck sicher gehen, dass sie ausreichend behandelt werden?

Fragen:
Kennen Sie Ihren Blutdruck?
Ist der normal oder erhöht?
Fühlen Sie sich ausreichend informiert und betreut?
Nehmen Sie Medikamente ein?
Verspüren Sie Nebenwirkungen?
Welcher Arzt betreut Sie?


Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung und Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Univ. Prof. PD DDr. Thomas Weiss, FESC
Oberarzt an der 3. Medizinischen Abteilung für Kardiologe und Intensivmedizin im Wilhelminenspital in Wien, im Herzkatheterteam, Leiter der Hypertonieambulanz und stellvertretender Abteilungsvorstand; Lehrstuhlinhaber für nichtinvasive und experimentelle Kardiologie an der Sigmund Freud Privatuni Wien
Montleartstraße 37
1160 Wien
E-Mail
Ordi:
Wiedner Hauptstraße 45-47 / 3 / 24a
1040 Wien
Dr. Weiss

Dr.in Elisabeth Dittrich
niedergelassene Nephrologin mit Schwerpunkt Hypertonie
Mohsgasse 20/2
1030 Wien
E-Mail
Dr.in Dittrich

Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie
Österreichische Kardiologische Gesellschaft
Österreichischer Herzverband
Österreichische Gesellschaft für Nephrologie
Guidelines Hypertonie
Rohla M, Freynhofer MK, Weiss TW, "Warum sind im Jahr 2015 nicht alle Patienten mit Hypertonie im Zielbereich?"
SPRINT-Studie wird Leitlinien nicht ändern
Studie: Weniger Bluthochdruck in Österreich
Blutdruck-Daten

Sendereihe