Medizin und Gesundheit

Prostatakrebs

Auswege aus dem Dilemma

Prostatakrebs tritt bei fast jedem Mann auf - wenn dieser alt genug wird. Bei neun von zehn Männern über 90 finden sich Krebszellen in der Vorsteherdrüse. Allerdings sterben nur relativ wenige Männer an diesem Karzinom. Laut Statistik Austria waren es 2015 1.128 Männer.
Nach Berechnungen der deutschen Krebshilfe sterben statistisch von sechs Männern, bei denen Prostatakrebs diagnostiziert wurde, fünf aufgrund einer anderen Ursache und nur einer am Karzinom.
Diese Zahlen zeigen das Dilemma, vor dem Betroffene und Behandler stehen sehr deutlich.
Soll ein PSA-Test gemacht werden oder steigt dadurch das Risiko einer unnötigen Therapie? Soll ich sofort mit einer Behandlung beginnen oder kann ich darauf hoffen, dass der Krebs nicht weiterwächst? Und welche Strategie wäre für mich die beste: Operation, Strahlentherapie, Kältebehandlung, ...
Kein Wunder also, dass über Früherkennungsmaßnahmen und die Therapie im Einzelfall seit vielen Jahren intensiv diskutiert.

Die Rolle des PSA-Wertes

Obwohl es nur eine vermeintlich harmlose Blutuntersuchung ist, sollten Sie davor ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Urologen führen.
Eine Erhöhung des PSA (prostata-spezifisches Antigen) im Blut kann auf Krebs hindeuten. Allerdings gibt es viele andere mögliche Ursachen für einen Anstieg. Damit ist eines mal auf jeden Fall sicher: In der Zeitspanne, bis weiterführende Untersuchungen Klarheit erbringen, ängstigt sich der Betroffene.
Dann die Frage mit den Reihenuntersuchungen anhand des PSA Wertes in Analogie zur Brust- oder Darmkrebsfrüherkennung: Wenn man alle Männer einem Prostatakrebs-Screening unterziehen würde, fände man sehr viele Karzinome, von denen viele nie Beschwerden verursachen oder gar zum Tode führen würden. Und wenn der Satz "Sie haben Krebs" einmal ausgesprochen wurde, hat das Konsequenzen.
Hand aufs Herz: Könnten Sie ruhig schlafen, wenn Sie wüssten, dass sich in Ihrer Prostata ein Krebsgeschwür befindet, auch wenn Ihnen der Arzt versichert, dass es histologisch betrachtet zu den "harmlosen" gehört?

Weiterführende Untersuchungen

Besteht der Verdacht auf Krebs in der Vorsteherdrüse sollte eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden - und zwar vor einer Biopsie.
Diese Gewebeentnahme kann durch den Enddarm oder im Dammbereich stattfinden. Mittels Feinnadeln werden zwischen 12 und 24 Gewebeproben (Stanzen) entnommen, die dann unter dem Mikroskop beurteilt werden.
Eine besonders aussagekräftige Variante der Biopsie wird von unserem Sendungsgast Dr. Walter Kozak angeboten.
Bei der sogenannten Fusionsbiopsie wird zuerst eine Magnetresonanz-Aufnahme angefertigt. Die Ergebnisse werden dann mit den Daten eines High-End-Ultraschallgerätes kombiniert. Dadurch wird die Biopsie wesentlich genauer und die Trefferrate steigt auf bis zu 85 Prozent (bei der herkömmlichen Biopsie liegt sie bei maximal 50 Prozent).

Die Behandlung des Prostatakarzinoms

Niedrigst-Risiko- und Niedrig-Risiko-Karzinome können aktiv beobachtet werden. Das bedeutet, dass zunächst keine Therapie durchgeführt wird, sondern regelmäßige Kontrollen vorgenommen werden.
Bei Intermediär-Risiko-Karzinomen reicht meist eine Therapieform aus: die radikale Prostatektomie oder die externe Bestrahlung (ERT).
Bei aggressiven Tumoren werden mehrere Strategien kombiniert. Dann können auch Chemo- und Hormontherapie zum Einsatz gelangen.
Relativ neu ist die Idee der fokalen Behandlung. Der Vorteil: Es wird nur der erkrankte Teil der Prostata entfernt.
Derzeit werden vor allem drei Verfahren getestet:
"High Intensity Focused Ultrasound" (HIFU): Hochkonzentrierter Ultraschall zerstört durch Hitzeentwicklung den Krebs.
Kryotherapie: die Behandlung mit Kälte und
Brachytherapie: Kleine radioaktive Strahlungsquellen werden im Bereich der Krebsgeschwulst implantiert.

Haben Sie eine Erkrankung der Prostata?
Gehen Sie regelmäßig zur Früherkennungsuntersuchung?
Wurden bei Ihnen auffällige PSA-Werte gefunden?
Haben Sie ein Prostatakarzinom?
Welche Behandlungen haben Sie erhalten?

Reden Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Dr. Christoph Leprich

Service

Univ.-Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat,
Vorstand der Univ.-Klinik für Urologie, Meduni Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Sekretariat: 01/40400 - 26150
E-Mail
Univ.-Klinik für Urologie

Dr. Walter Kozak
Facharzt für Urologie und Andrologie, stellv. Fachgruppenobmann Wien
F.E.B.U. (Fellow of the European Board of Urology), gerichtlich beeideter und zertifizierter Sachverständiger
Hirschstettner Straße 19C
1220 Wien
Tel.: 01/20 40 200
E-Mail
Walter Kozak

Shahrokh F. Shariat, Nicolai Hübner, "Prostatakrebs. Vorbeugung. Diagnose. Therapie",
Manzsche Verlags- u. Universitätsbuchhandlung 2018

Selbsthilfe Prostatakrebs
Österr. Gesellschaft für Urologie und Andrologie
Urologenportal Deutschland
Österreichische Krebshilfe
S3 Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms
Aggressivität des Tumors abschätzen
Ausführliche Broschüre zum Thema der Barmer Krankenkasse
Internet-Broschüre der deutschen Krebshilfe

Sendereihe