Sibelius gelesen und gehört

26. Jänner 2018, 11:30

2015 feierte die Musikwelt 150 Jahre Jean Sibelius und Carl Nielsen mit Konzerten und CD-Aufnahmen der sieben bzw. sechs Symphonien. Sibelius wurde mit gleich fünf Gesamtaufnahmen bedacht. Die in Mitteleuropa meist beachtete war jene mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Sir Simon Rattle, der den 1957 in der Nähe von Helsinki verstorbenen Sibelius als "einen der unfassbar originellsten Komponisten, den es gibt", bezeichnet.

Gesamtaufnahmen stellen kaum jemals als Ganzes zufrieden. Würde ich meinen Idealzyklus zusammenstellen müssen, oder dürfen, dann wählte ich aus den Aufnahmen mit John Storgårds (BBC Philharmonic), Osmo Vänskä (Minnesota Orchestra), Okko Kamu (Lahti Sinfonia) und - jetzt werden manche Majestätsbeleidigung wittern - aus dem Rattle-Zyklus das CD-Beiheft des in Deutschland lebenden und lehrenden Musikwissenschafters Tomi Mäkelä.

Das CD-Beiheft? Ein skurriler Grund, mag sein. Der Grund ist nicht, dass Rattle und die Berliner mit Sibelius so gar nichts anzufangen wüssten, aber ein Muss sind nicht nur die knappen, jargonfreien Einführungen in die Symphonien von Tomi Mäkelä - dem Autor von "Jean Sibelius, Poesie in der Luft. Studien zu Leben und Werk" -, sondern auch die sine ira et studio vorgetragenen Gründe für die nachweislich uninformierten, auch abstrusen Vorbehalte, die bei mitteleuropäischen Musikkritikern, Musiktheoretikern und manchen Musikern einem der größten Symphoniker gegenüber immer noch bestehen.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Jean Sibelius: Symphonies 1 - 7, Berliner Philharmoniker; Dirigent: Sir Simon Rattle; Berliner-Philharmoniker-Recordings, LC 13781, EAN 260306180714

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Peter Kislinger