Stradivari-Geige

AFP/PATRICK KOVARIK

Radiokolleg - Geigen aus Cremona

Zwischen Werkzeug und Kunstwerk (3). Gestaltung: Verena Gruber.

Die Streichinstrumente aus der norditalienischen Stadt Cremona sind weltweit bekannt und das seit Jahrhunderten: Die Instrumentenbautradition in der südlichen Lombardei begann vor 500 Jahren mit der Amati-Familie; bereits ihre Geigen gelangten aus Cremona an die europäischen Höfe der frühen Neuzeit. Amatis wichtigster Schüler war Antonio Stradivari (1648 bis 1737). Stradivari und Guarneri del Gesú stehen für das goldene Zeitalter des Geigenbaus im 17. und 18. Jahrhundert.

Die Geigen aus dieser Epoche sind also außergewöhnlich, und bis heute ranken sich viele Legenden um sie. Sind es der Lack, das Holz oder die Form, der Mond, die Auswirkung der kleinen Eiszeit aufs Material oder einfach nur die Zeit, die den Klang der Geigen vollkommen machen? Oder ist alles ein Mythos? Die Instrumente erzielen jedenfalls Millionenpreise, werden auch für Spekulationszwecke missbraucht. Im neu eröffneten Museo del Violino in Cremona liegen sie gut verschlossen aber sichtbar für alle in ihren Vitrinen. Das Museum ist das erste seiner Art in Europa. Hunderte von Objekten sind zu bestaunen. Im Auditorium gibt es Konzerte auf Originalinstrumenten zu hören. In regelmäßigen Abständen werden ihr Zustand und die Klangqualität überprüft. Das Museum pflegt auch einen engen Kontakt zu den Geigenbauern der Stadt. Jeden Tag kommt ein "liutaio" zum "Schau-Bauen" - er arbeitet an einer Werkbank an seinem Instrument - vor Publikum. Insgesamt arbeiten in Cremona über 150 Geigenbauer, aus vielen Ländern der Welt. Die Stadt lebt vom Geigenbau und dem Mythos der alten Instrumente. Als Künstler und Handwerker in Personalunion pflegen die Geigenbauer eine besondere Beziehung zu ihren Instrumenten. Auch das Verhältnis zu ihrer Kundschaft, den Musikern, ist speziell. Es dauert oft ein Leben lang.

In Cremona befindet sich aber auch eine renommierte Geigenbauschule. In den "Palazzo Raimondi", einem Adelspalais aus dem 15. Jahrhundert, kommen Studierende aus allen Ländern der Welt. Wer das Handwerk an der Cremoneser Geigenbauschule erlernt, gilt als gemachter Geigenbauer. - Verena Gruber begibt sich auf die Spuren des Geigenbaus in Cremona einst und jetzt. Sie besuchte das Museo del Violino, Geigenbauwerkstätten und die Geigenbauschule. Musikwissenschafter sprechen über Mythen und die 500jährige Instrumentengeschichte in Cremona, berühmte Geiger erzählen, was das besondere ist, auf einer Stradivari oder Guarneri zu spielen und die Geigenbauer erklären, wie ihr Instrument mit dem Werkzeug zum Kunstwerk wird.

Sendereihe

Gestaltung

  • Verena Gruber

Playlist

Komponist/Komponistin: Niccolo Paganini
Gesamttitel: 24 Capricci für Solovioline op.1
Titel: Capriccio für Violine op.1 Nr.1 in E-Dur
Capricen
* Andante
Solist/Solistin: Julia Fischer /Violine
Länge: 03:21 min
Label: Decca 4782274

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