Leporello

Roman eines Totengräbers

Mario Schlembach: Nebel

Sein Vater ist Totengräber, und auch ihn selbst hat dieses Handwerk bis heute nicht losgelassen: Mario Schlembach. Seit seiner Kindheit hilft der 1985 geborene Niederösterreicher auf dem Friedhof seines Heimatdorfs Sommerein bei Beerdigungen aus. Nun hat er über diesen nicht ganz alltäglichen Berufsstand einen Roman geschrieben. "Nebel" heißt das Werk aus dem Otto Müller Verlag. Autor Schlembach macht darin den Beruf des Totengräbers literarisch fast hautnah erfahrbar.

Heute Freitag erscheint Mario Schlembachs Buch "Nebel". Der Autor beschreibt darin, wie sein Romanheld, ebenfalls Totengräber, aus jenem Zustand der Erschöpfung in einen anderen driftet - und eine Art von Glück erfährt. Mario Schlembach, muss man wissen, hat auch Philosophie studiert. An einem offenen Grab zu stehen, ist für ihn eine Grenzerfahrung. Zum einen steht er, wie auch sein Protagonist im Buch, zwischen dem Dies- und Jenseits, zum andern kennt er schwere körperliche Arbeit und damit verbundene Euphorie. Sisyphos muss es ganz ähnlich ergangen sein, vermutet Schlembach. Dazu ein Zitat aus dem Buch: "Bei jedem Nachlassen der Spannung, in dem Moment, in dem sich die Erde von der Schaufel trennt, entsteht dieses seltsame Gefühl von Glück."

Die Beschäftigung mit dem Tod war und ist Mario Schlembachs Berufung. Auf dem Friedhof ebenso wie in der Literatur. Der Roman "Nebel" ist das Prosadebüt des Autors, davor verfasste er u.a. die Doku-Fiction "Nekrolog eines Wahrspielers" sowie ein multimediales Theaterstück mit dem Titel STALAG XVII A. - Die ersten Schreibversuche des jungen Mario Schlembach waren Liebesverse, doch die "wollte keiner lesen", so die bittere Erfahrung des Autors. Als er indes begann, über den Tod und die Beschäftigung mit ihm zu schreiben, änderte sich plötzlich die Lage. Um seine Erfahrungen zu vertiefen, unternahm Schlembach einen Ausflug ins Wiener Städtische Bestattungswesen.

Im Roman "Nebel" geht es übrigens gar nicht ausschließlich um den Tod; ganz zentral handelt er auch von der Liebe. Aber sowohl die Liebe als auch der Tod führen, so der Autor, zu einer Auseinandersetzung mit der Ewigkeit. Und dasselbe gilt auch für die Literatur, meint Autor Mario Schlembach.- Gestaltung: Christa Eder

Service

Otto Müller Verlag
Lesungen Mario Schlembach (auszugsweise)
12.03. Literaturhaus Salzburg
15.03. Buchhandlung Riegler in Bruck an der Leitha
22.03. Österreichische Gesellschaft für Literatur in Wien
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