Leporello

Heldendämmerung mit Superman

Ein amerikanischer "Übermensch" wird 80

"Schneller als ein Blitz, stärker als die wuchtige Brandung, mächtiger als ein tosender Orkan. Dieser verblüffende Fremde vom Planeten Krypton, der Mann aus Stahl - Superman. Im Besitz außerordentlicher Körperkraft, ficht er einen fortwährenden Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit, getarnt als der sanftmütige Zeitungsreporter Clark Kent."

So pries man dem US-amerikanischen Kinopublikum in den 1940er Jahren seinen beliebtesten Superhelden an, der binnen weniger Jahre von der Comicfigur billiger Groschenhefte zum Radio- und Leinwandhelden avancierte. Den wohlwollenden, außerirdischen Übermenschen hatten zwei Teenager Anfang der 1930er Jahre ersonnen, der Zeichner Joe Shuster und der Jungautor Jerry Siegel. Die kommerziellen Druckerpressen verließen die ersten Superman-Geschichten im Depressionsjahr 1938, als das Land wirtschaftlich und sozial darniederlag und man sich nach einer Erlöserfigur mit Superkräften sehnte, nach einem Helden, der es mit Gewalt und Kriminalität, Korruption, Ausbeutung, Rassismus und Krieg aufnehmen könnte.

Joe Shuster und Jerry Siegel, die Schöpfer des bis heute wohl berühmtesten, modernen Superhelden, wuchsen als Kinder jüdischer Einwanderer im Mittleren Westen der USA auf, wo sie in ihren Kinder- und Jugendjahren auch das Erstarken eines hauseigenen, US-amerikanischen Faschismus und Antisemitismus miterlebten. Und obwohl Superman wie Moses als Kind ausgesetzt wird, stark ist wie Samson und die Schwachen beschützt wie ein Golem, war er dennoch keine spezifisch jüdische Figur, denn ihren Superman alias Clark Kent lassen Siegel und Shuster als prototypischen Amerikaner unter weißen, angelsächsischen Protestanten in Smallville, einer Kleinstadt im Mittleren Westen aufwachsen. Superman war auch mehr als die nur virile Ermächtigungsfiktion heranwachsender Buben. Superman war, wie der Pulitzer-Preisträger Jules Feiffer schreibt, die "ultimative Assimilationsphantasie" zweier Migrationskinder in den USA der 1930er Jahre.- Gestaltung: Roman Tschiedl

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