Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen

Lebens- & Glaubensweisen: Essays, Reportagen, Berichte

Mit brennender Sorge: Päpstliche Stimme gegen die Nazis +++ Unterwürfigkeit und Widerstand: Die österreichischen Kirchen vor 1938 +++ Kanzler, Katholik, Kulturdeutscher: Kurt Schuschnigg am Vorabend des "Anschlusses" +++ 4. Der Blick, der das Unrecht von der Gerechtigkeit zu unterscheiden weiß: Bibelessay zu Johannes 3, 14 - 21. - Moderation: Doris Appel

1. Mit brennender Sorge: Päpstliche Stimme gegen die Nazis

Es war das einzige jemals ursprünglich auf Deutsch verfasste päpstliche Rundschreiben, die Enzyklika "Mit brennender Sorge". 1937 ließ der Vatikan den vorerst geheimen Text von Papst Pius XI. über die Alpen schmuggeln, zeitgleich wurde er dann in tausenden katholischen Pfarren verlesen: ein knappes Jahr vor den Ereignissen des "März 38". Hitler soll getobt haben, das NS-Regime war bloßgestellt. Von den Kanzeln wurde der Personenkult um den "Führer" verurteilt, seine Anhänger als "Wahnpropheten" bezeichnet. "Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat (.) zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge", heißt es in dem Schreiben, das mit folgenden Worten beginnt: "Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes." Doch weder die Enzyklika noch weitere massive Proteste von Seiten des Vatikan und das Zitieren Kardinal Innitzers nach Rom nach der Volksabstimmung am 10. April 1938 sollten etwas an Zivilisationsbruch und Völkermord durch das nationalsozialistische Regime ändern können. Der Theologe und Judaist Wolfgang Treitler hat sich mit Inhalt und Umfeld des legendären Sendschreibens auseinandergesetzt.


2. Unterwürfigkeit und Widerstand: Die österreichischen Kirchen vor 1938

Die Haltung des katholischen Episkopats in Österreich vor 1938 war uneinheitlich. Einerseits warnte etwa schon 1933 der Linzer Bischof Johannes M. Gföllner in einem Hirtenbrief vor dem Nationalsozialismus. Es sei "unmöglich, gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Nationalsozialist zu sein". Und im Dezember des gleichen Jahres verurteilten die österreichischen Bischöfe den nationalsozialistischen Rassenwahn. Danach aber lässt sich immer wieder ein ambivalentes Herumlavieren beobachten, das beschönigend "Brücken bauen" genannt wurde, letztlich aber nichts weiter als vorauseilende Unterwürfigkeit gegenüber einer immer stärker werdenden politischen Macht war. Das sollte sich nach dem 7. Oktober 1938 ändern, als es in Wien zu einer großen katholischen Demonstration gegen den Nationalsozialismus kam, freilich zu spät. Für die evangelische Kirche stellte die Zeit des Austrofaschismus mit seiner dezidiert katholischen Ausrichtung eine starke Belastungsprobe dar. Weil sie das katholische Österreich als Heimat ablehnten, sahen viele die Rückkehr ins "Mutterland der Reformation" - Deutschland - als einzig mögliche Chance. Dass die Ideologie des Nationalsozialismus der christlichen Lehre diametral entgegenstand, wurde weitgehend beiseitegeschoben. Zwar gab es auch unter den Evangelischen Österreichs einzelne Mahner - Männer und Frauen, die Widerstand leisteten -, die Kirche als solche jedoch diente sich den Nationalsozialisten an. Ein Blick zurück in dunkle Zeit - und nach vorn: Was die Kirchen aus den 1930er Jahren gelernt haben. - Gestaltung: Martin Gross


3. Kanzler, Katholik, Kulturdeutscher: Kurt Schuschnigg am Vorabend des "Anschlusses"

Der kaisertreue Soldat, überzeugte Katholik und spätere Politiker Kurt Schuschnigg sah sich erstmals nach der Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg 1919 mit einer wesentlichen politischen Debatte konfrontiert, die bis zum 12. März 1938 die österreichische Innenpolitik mitbestimmen sollte: Die Frage nach dem Verhältnis zu Deutschland. Nach dem gescheiterten Putsch der Nationalsozialisten im Juli 1934 und der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß wurde er dessen Nachfolger. Der aufgezwungene Patriotismus konnte freilich keine Kehrtwende in der bereits stark deutsch-national beziehungsweise nationalsozialistisch geprägten Bevölkerung auslösen und scheiterte spätestens im März 1938 kläglich. Seine letzte Rundfunkansprache beendete Schuschnigg am 11. März 1938 mit "Gott schütze Österreich!". Über Irrungen, Wirrungen - und das Gottvertrauen eines Katholiken in der Zwischenkriegszeit. - Gestaltung: Martin Gross

4. Der Blick, der das Unrecht von der Gerechtigkeit zu unterscheiden weiß: Bibelessay zu Johannes 3, 14 - 21

Der in katholischen Kirchen für den Vierten Fastensonntag vorgesehene Evangelienabschnitt erzählt vom Blick auf den Gekreuzigten. Severin Renoldner, Professor für Ethik, Moraltheologie und politische Bildung an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, deutet ihn als "Heilmittel gegen Unrecht und Gewalt.

Service

Zeitzeugen gesucht: ESRA, Tempelgasse 5, 1020 Wien, gedenken@esra.at

Buch, Gerhard Jelinek, "Es gab nie einen schöneren März. 1938: Dreißig Tage bis zum Untergang", Verlag Amalthea

Bibelessay zu Johannes 3, 14 - 21
Mit brennender Sorge
Presseerklärungen zur Bischofskonferenz

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Caldara/1670 - 1736
Titel: Missa Laetare / für Solostimmen, Chor, Orgel und Orchester (vollendet 1729)
* 21. Agnus Dei
Agnus Dei
Solist/Solistin: Max Emanuel Cencik /Sopran
Solist/Solistin: Jean Nirouet /Alt
Solist/Solistin: Kurt Equiluz /Tenor
Solist/Solistin: Ernst Jankowitsch /Bass
Chor: Wiener Sängerknaben /Gesang
Chor: Chorus Viennensis /Gesang
Orchester: Capella Caldara
Ausführende: Martin Haselböck /Orgel
Leitung: Uwe Christian Harrer
Länge: 01:09 min
Label: Philips 4229972

Komponist/Komponistin: Antonio Caldara/1670 - 1736
Titel: Missa Laetare / für Solostimmen, Chor, Orgel und Orchester (vollendet 1729)
* 22. Dona nobis pacem
Agnus Dei
Solist/Solistin: Max Emanuel Cencik /Sopran
Solist/Solistin: Jean Nirouet /Alt
Solist/Solistin: Kurt Equiluz /Tenor
Solist/Solistin: Ernst Jankowitsch /Bass
Chor: Wiener Sängerknaben /Gesang
Chor: Chorus Viennensis /Gesang
Orchester: Capella Caldara
Ausführende: Martin Haselböck /Orgel
Leitung: Uwe Christian Harrer
Länge: 01:19 min
Label: Philips 4229972

Urheber/Urheberin: Gregorianik
Album: INTROITUS - GREGORIANIK IM KIRCHENJAHR
Titel: Laetare Jerusalem - 4. Fastensonntag
Textanfang: Laetare Ierusalem : et conventum facite omnes qui diligitis eam
Anderssprachiger Textanfang: Freue dich, Jerusalem; kommt zusammen alle, die ihr diese Stadt liebt
Gesamttitel: OSTERFESTKREIS
Chor: Grazer Choralschola
Choreinstudierung: Franz Karl Praßl
Länge: 03:46 min
Label: ORF Radio Österreich 1 CD 058

Komponist/Komponistin: Johannes Brahms/1833 - 1897
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Paul Ebner/1511 - 1569
Album: JOHANNES BRAHMS: GEISTLICHE CHORWERKE
Titel: Wenn wir in höchsten Nöten sein, op.110 Nr.3
Gesamttitel: 3 MOTETTEN OP.110 für 4 u.8stimmigen Chor a cappella
Chor: RIAS Kammerchor
Choreinstudierung: Marcus Creed
Länge: 03:26 min
Label: Harmonia mundi HMC 901591

Komponist/Komponistin: Joseph Haydn/1732 - 1809
Album: SANTA CECILIA - PURCELL, HÄNDEL, HAYDN
* 2. Christe / Tenor, Chor (00:03:25)
Titel: 1.-3. KYRIE (00:09:45)
MISSA CELLENSIS in honorem Beatissimae Virginis Mariae - Messe Nr.5 in C-Dur Hob.XXII/5
Missa Sanctae Caecilia, Cäcilienmesse, Erste Mariazeller Messe
Leitung: Michel Corboz
Orchester: Orchester der Gulbenkian Stiftung Lissabon
Solist/Solistin: Brigitte Fournier /Sopran
Solist/Solistin: Bernarda Fink /Alt
Solist/Solistin: Charles Daniels /Tenor
Solist/Solistin: Marcos Fink /Baß
Chor: Chor der Gulbenkian Stiftung Lissabon
Länge: 03:25 min
Label: Virgin Classics 2663562 ( 3 CD

Komponist/Komponistin: Franz Schubert/1797 - 1828
Vorlage: Bibel AT, Psalm 129
Album: MUSIK DER WIENER HOFKAPELLE
Titel: De profundis clamavi - für Chor, Orgel und Streicher
Anderssprachiger Titel: Aus der Tiefe, Herr, rufe ich
Chor: WDR Rundfunkchor Köln
Orchester: WDR Rundfunkorchester Köln
Leitung: Helmuth Froschauer
Länge: 02:58 min
Label: Phoenix Edition 112 / Gramola

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