Johanna Schwanberg

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über die Liebe

"Zum Frühlingsbeginn" - Bilder der Liebe. Johanna Schwanberg, Direktorin des Dommuseum Wien, spürt dem Phänomen der Liebe in der Kunst nach. - Gestaltung: Alexandra Mantler

"In der Kunst wie im Leben ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist." So Marc Chagall. Naiv oder kitschig ? Keineswegs. Kann nicht die positive Kraft einer liebenden Lebenshaltung tatsächlich manchmal Berge versetzen? Marc Chagall hat sich nicht mit Worten begnügt, vielmehr hat er Liebe und Lebensfreude in vielen Bildern mittels Farben und Formen zum Ausdruck gebracht. Nicht umsonst gehören seine schwebenden Liebespaare ? oft auch in Kombination mit einem Blumenstrauß ? zu begehrten Motiven von Hochzeitsbillets.

Der russisch-jüdische Maler hat der Liebe auch in seinem Leben einen großen Platz eingeräumt. Die Beziehung zu seiner Jugendliebe Bella Rosenfeld gehört zu den glücklichsten Ehen der Kunstgeschichte. Die erste Begegnung mit ihr schildert Chagall in seiner Autobiografie "Mein Leben" bilderreich: "Ich öffnete nur mein Zimmerfenster, und schon strömten Himmelblau, Liebe und Blumen mit ihr herein. Ganz weiß gekleidet oder ganz in Schwarz geisterte sie schon lang durch meine Bilder, als Leitbild meiner Kunst."

Bella ist in der Kunst Chagalls allgegenwärtig. Einmal als Venus, einmal als Bathseba, einmal als Sulamith aus dem Hohelied Salomos. Mehr noch als die reale Liebe zwischen dem Maler und seiner Frau fasziniert mich, dass Chagall Bilder von Liebenden geschaffen hat, die über Zeiten hinweg Menschen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen berühren. Bilder, die in ihrer Farbintensität und Leichtigkeit ein Gefühl vermitteln, das im Alltag nur selten in zwischenmenschlichen Beziehungen lebbar ist. Wenn allerdings dieses Gefühl des Außergewöhnlichen plötzlich aufflackert ? in besonders innigen Momenten mit Menschen, denen ich nahe bin ? dann sehe ich Chagalls Gemälde "Über der Stadt" vor mir. Scheinbar schwerelos fliegt hier ein blaugrün gemaltes Paar weit über die Dächer hinweg. Rundherum nichts als Weiß.

Service

Dom Museum Wien

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Samuel Gardner/1891 - 1984
Album: ESQUISSES HÉBRAÏQUES: KLARINETTENQUINTETTE ÜBER JÜDISCHE THEMEN
* At the wedding : Molto moderato, quasi Recitativo - Allegro molto e vivacemente - Meno allegro quasi allegretto - 3.Satz (00:05:33)
Titel: Hebräische Fantasie für Klarinette und Streichquartett
Klarinettenquintett
Anderssprachiger Titel: Hebrew Fantasy
Solist/Solistin: Dieter Klöcker /Klarinette
Ausführende: Vlach Quartett Prag
Ausführender/Ausführende: Jana Vlachova /Violine
Ausführender/Ausführende: Karel Stadtherr /Violine
Ausführender/Ausführende: Petr Verner /Viola
Ausführender/Ausführende: Mikael Ericsson /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: cpo 9996302 (2 CD)

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