Das Ö1 Konzert

Auszüge aus Georg Friedrich Händels "Brockes-Passion". Gestaltung: Gerhard Hafner.

Der Bericht des Evangelisten Matthäus bildet den Rahmen von Barthold Heinrich Brockes' 1712 verfasstem Passionstext "Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus".

Mit bildmächtiger und dramatischer Sprache spannt Brockes - einer der bedeutendsten Lyriker des Barockzeitalters - den Handlungsbogen vom letzten Abendmahl bis zur Kreuzigung und zum Tod Jesu. Bedeutende Komponisten wie Reinhard Keiser, Georg Philipp Telemann oder Johann Mattheson wurden dazu inspiriert, Brockes' überdeutliche Schilderungen der Leiden Christi in Musik zu fassen. Und auch Georg Friedrich Händel vertonte den Text anno 1716.

Sprachlich ist Brockes kompromisslos. Wenn er ein Gefühl ausdrücken will, tut er es mit drastischen Worten, was zur Ästhetik seiner Zeit gehörte. So heißt es bei Brockes, als nach der Kreuzigung die Erde bebt: "Ja, ja, es brüllet schon in unterird'schen Grüften; es kracht bereits der Erden Grund; des finstern Abgrunds schwarzer Schlund erfüllt die Luft mit Schwefeldüften."

Händel enthält sich in seiner Vertonung solcher Drastik. Sein Oratorium besitzt auch sanfte Passagen, ist bisweilen kammermusikalisch transparent, spendet balsamischen Trost. Angst und Schmerzen haben einen eher intimeren Ton. Die Musik ist zwar randvoll mit Affekt geladen, bleibt aber stets kultiviert und schicklich.

Bei den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen 2017 brachten am 25. Mai das Festspiel Orchester Göttingen, der NDR Chor und ein - von der Schweizer Sopranistin Ana Maria Labin angeführtes - Solistenensemble die "Brockes-Passion" unter der musikalischen Leitung von Laurence Cummings zur Aufführung.

Sendereihe

Gestaltung

  • Gerhard Hafner

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Friedrich Händel/1685 - 1759
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Barthold Heinrich Brockes/1680 - 1747
Titel: DER FÜR DIE SÜNDEN DER WELT GEMARTERTE UND STERBENDE JESUS - Passions Oratorium für Soli, Chor und Orchester HWV 48 (Ausschnitte)
Solist/Solistin: Johanette Zomer /Sopran
Solist/Solistin: Anna Maria Labin /Sopran
Solist/Solistin: Rupert Charlesworth /Tenor
Solist/Solistin: Sebastian Kohlhepp /Tenor
Solist/Solistin: Tobias Berndt /Bariton
Solist/Solistin: David Erler /Countertenor
Chor: NDR Chor
Orchester: Festspiel Orchester Göttingen
Leitung: Laurence Cummings
Länge: 72:53 min
Label: SM/17/10/17/01

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