Ein Klavierspieler

AFP

Radiokolleg - Notenfrei

Auswendig spielen in der Klassik (3). Gestaltung: Daniela Knaller

Das Auswendigspielen von Kompositionen basiert auf der Erinnerung an vorausgegangenes Blattspiel. In der abendländischen Kunstmusik ist das auswendige Musizieren stark verbreitet, und zwar besonders bei Gesangs- und Instrumentalsolisten. Berühmte Solisten wie Niccolò Paganini, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt und erregten großes Aufsehen, als sie diese Praxis seit den 1830er Jahren in Europa einführten.

Dabei besaß die memorierte Wiedergabe eines Notentextes nicht nur einen publikumswirksamen Schein von Improvisation, sondern gab dem Solisten auch zusätzliche Freiheit bei der Interpretation.
Bei Instrumentalkonzerten erscheint auch heute die auswendige Beherrschung von Solistenparts verbindlich, ebenso die Kenntnis der Orchesterstimmen, soweit sie für die Vorbereitung von Soloeinsätzen Bedeutung haben.

Doch auch immer mehr kammermusikalische Ensembles und Orchester stellen sich der Herausforderung, auswendig zu spielen und locken dadurch neugierige Zuhörer/innen und andere Musiker/innen an. Denn dies bedarf unglaublicher mentaler Fähigkeiten und eines besonderen Zusammenspiels. Das Konzert wird zum Abenteuer - man weiß nicht, wie es ausgehen wird, wie bei einem Fußballmatch.

Jederzeit kann man scheitern. Gerade dieses Nichtwissen zieht an. Diese Erfahrung machte etwa auch die Wiener Klangkommune, ein Ensemble professioneller Orchestermusiker/innen, das sich Ende Jänner zum 1. Mal der Herausforderung stellte, im Wiener Musikverein ein 45-minütiges Kammermusikwerk "ohne Noten" zu interpretieren.
Daniela Knaller geht in ihrem Radiokolleg "Notenfrei" unter anderem darauf ein, ob Noten beim Musizieren eine Stütze oder Barriere sind.

Service

LITERATUR:

Bitzan, Wendelin, Auswendig lernen und spielen - Über das Memorieren in der Musik, Bd./Vol. 260, Europäische Hochschulschriften Reih XXXVI Musikwissenschaft, Velag Peter Lang.

LINKS:

The Guardian - All in the mind

Miles Davis is not Mozart: The brains of jazz and classical pianists work differently

Classical Source - Aurora Orchestra

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Urheber/Urheberin: L.v.Beethoven
Titel: Septett op. 20 (Probenmitschnitt)
Ausführende: Wiener Klangkommune
Solist/Solistin: Thomas Küblböck - Violine*
Solist/Solistin: Barnaba Poprawski - Viola*
Solist/Solistin: Lukas Ströcker - Kontrabass*
Solist/Solistin: Jishu Yiang - Violoncello*
Solist/Solistin: Bernhard Krabatsch - Fagott*
Solist/Solistin: Sebastian Löschberger - Horn*
Solist/Solistin: Christoph Zimper - Klarinette*
Länge: 02:45 min
Label: manus

weiteren Inhalt einblenden