Szene aus "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß"

APA/FRANZ NEUMAYR

Ö1 Hörspiel

Die Verwirrungen des Zöglings Törleß - Teil 3

Erziehung unter den autoritären Strukturen um 1900. Der Zögling Törleß (Teil 3 von 3), von Robert Musil. Mit Michael Rotschopf, Stefan Konarske, Manuel Rubey, Stefano Bernardin, Florian Teichtmeister, Ursula Strauss, Cornelius Obonya, Helmut Bohatsch, Petra Morzé. Bearbeitung: Manfred Hess, Musik: Michael Riessler, Regie: Iris Drögekamp (SWR/ORF 2014).

Robert Musil erzählt in seinem 1906 erschienenen Roman-Debüt eine jugendliche Entwicklungsgeschichte im Kontext autoritär-militärischer Erziehung in der Donau-Monarchie, die angesichts des sozialen Wandels und der modernen Wissenschaften längst ihre Legitimation verloren hat. Musil geht es weniger um die Enthüllung realer Geschehnisse, so bestürzend sie auch sein mögen, als vielmehr um ihre Analyse, um den Versuch, die Beweggründe von Grausamkeit, Sadismus und Lust an menschlicher Erniedrigung darzulegen.

Die Geschichte spielt um das Jahr 1900, irgendwo in der Provinz der österreichisch-ungarischen Monarchie, im "Konvikt zu W.", einem Militärinternat. Der Zögling Basini bestiehlt, um Schulden begleichen zu können, seine Mitschüler. Er wird von Törleß' Freunden Reiting und Beineberg entlarvt. In Absprache mit Törleß wollen sie Basinis Tat der Schulleitung nicht anzeigen, wenn er ihnen fortan in ihrem Dachbodenversteck zu Willen ist. An ihm, der die Opferrolle zunehmend bereitwilliger annimmt, erproben sie ihre Vorstellungen von sexueller Hörigkeit und Demütigung. Törleß beobachtet anfänglich nur aus distanziert-interessierter Perspektive die Experimente an Basini, dann fasziniert, schlussendlich wendet er sich ab. Als die ganze Klasse gleich einem wild gewordenen Mob Basini im Sportraum quält, kommt es wegen des Zwischenfalls zur Anhörung durch die Schulleitung. Törleß verlässt das Internat.

Robert Musil, geboren 1880 in Klagenfurt. Nach dem Besuch militärischer Bildungsinstitute und der Ausbildung als Artillerieoffizier studiert Musil Maschinenbau und promoviert in Philosophie 1908 über Ernst Mach. Danach arbeitet er als freier Schriftsteller, Dramatiker, Essayist und Theaterkritiker in Berlin und Wien, verliert sein Erbe durch die Währungskrise 1923 und flieht nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 mit seiner Frau Martha in die Schweiz. Die letzten Lebensjahre verbrachte das Ehepaar fast mittellos in Genf, wo Robert Musil am 15. April 1942 nach einem Hirnschlag stirbt.

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