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Radiokolleg - Pazifismus oder bewaffneter Widerstand?
Die Ära von Martin Luther King, Malcolm X und James Baldwin (2). Gestaltung: Johannes Gelich
10. April 2018, 09:05
Martin Luther King war die Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA der 1950er und 60er Jahre. Seine Ermordung am 4. April 1968 wurde zum traurigen Symbol einer vom Rassismus der Weißen geprägten Gesellschaftsordnung, die sich längst überholt hatte.
Mit seiner Strategie des gewaltlosen Widerstandes setzte er die Tradition von Henry David Thoreaus zivilem Ungehorsam und Mahatma Gandhis pazifistischer Rebellion fort. Der Erfolg der von Martin Luther King geleiteten Aktionen wäre ohne den Bedeutungszuwachs der Medien jedoch nicht denkbar: Hunderte Kameras liefen mit, als Polizisten auf friedliche Demonstranten, zum Teil auch Kinder, einprügelten.
Der Druck der Öffentlichkeit wurde in der Folge meistens so stark, dass der Präsident gezwungen war, neue Gesetze gegen die Rassendiskriminierung zu beschließen. Seine Aktionen waren in den eigenen Reihen aber nicht unumstrittten: Malcolm X war in den 1950er und frühen 60er Jahren Martin Luther Kings erbittertster Widersacher, war der schwarze Aktivist doch erklärtermaßen gegen den Pazifismus und für den bewaffneten Widerstand.
Er bezeichnete King des öfteren als Marionette der weißen Liberalen, denen es niemals um radikale Veränderungen und die Abschaffung der Rassendiskriminierung gehe. Nach der Durchsetzung wichtiger Gesetze gegen die Segregation in Schulen, Autobussen oder Restaurants und der gesetzlichen Verankerung des Wahlrechts für Schwarze, konzentrierte sich King vermehrt auf ökonomische und soziale Probleme der Afro-Amerikaner.
Nicht selten wurde er in der Folge als Kommunist beschimpft, was auch auf sein Anti-Vietnam-Engagement zurückzuführen ist. Mit der Ermordung von Malcolm X (1963) und Martin Luther King (1968) verlor die schwarze Bürgerrechtsbewegung ihre beiden bekanntesten Lichtgestalten. "Zu handeln bedeutet, engagiert zu sein; und engagiert zu sein, bedeutet, in Gefahr zu sein.", hatte der schwarze Schriftsteller James Baldwin über die Lebensgefahr geschrieben, in der sich schwarze Bürgerrechtskämpfer zu jener Zeit befanden.
Er war einer von vielen, der von Martin Luther King geprägt und sich mit seinem Kampf literearisch auseinandergesetzt hat. Aber auch in der Musik fand und findet die schwarze Bürgerrechtsbewegung ihren Niederschlag: Die Hip-Hop-Gruppe Public Enemy etwa war eine der ersten Bands, die radikale schwarze Aktivisten wie Malcolm X in ihren Liedtexten zitierten. Und auch das Engagement gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt steht heute noch im Focus der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.
Service
Britta Waldschmidt-Nelson: Martin Luther King, Malcolm X, Fischer 2000
Malcolm X: The Autobiography of Malcolm X, Ballantine Books 1987
Rosa Parks: My Story, Puffin Books 1999
Martin Luther King Jr: The Autobiography Of Martin Luther King, Jr, Abacus 2000
Farid Hafez: Mein Name ist Malcolm X. Das Leben eines Revolutionärs, Al Hamra 2015
Alois Prinz: Martin Luther King, Insel Verlag, insel taschenbuch 2018
Volker Depkat: Geschichte der USA, Kohlhammer W. 2016
Bernd Stöver: Geschichte der USA. Von der ersten Kolonie bis zur Gegenwart, C.H. Beck 2017
Martin Luther King, (Autor), Ilija Trojanow (Vorwort), Heinrich W. Grosse, (Übersetzer), Maren Hackmann-Mahajan (Übersetzer), Rosemarie Winterberg (Übersetzer): Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. Reden, Nautilus 2016
James Baldwin: Von dieser Welt (Originaltitel: Go tell it on the mountain), dtv 2018
James Baldwin: Giovanni's Room, Penguin Books Ltd. 2001
James Baldwin: I Am Not Your Negro, Penguin Classics 2017
James Baldwin: Another Country, Penguin Modern Classics 2001
James Baldwin: The Fire Next Time, Vintage International 1992
Sendereihe
Gestaltung
- Johannes Gelich