Blickwechsel: Die Moderne, Meilensteine und Abgründe

12. April 2018, 13:00

Ende 1948 kommt der Autor, Theater- und Filmregisseur Berthold Viertel nach drei Jahrzehnten im Exil in seiner Heimatstadt Wien am Westbahnhof an - mit gemischten Gefühlen. "Wie wird das werden", fragt er sich, "diese Doppelkonfrontation, Trippelkonfrontation mit der Kindheit, dem Ursprung, der angeborenen Vergangenheit, der jüngeren Vergangenheit der Gräuel und der Gegenwart?"

Vor den Nazis geflohen, hatte Viertel viele Jahre in den USA gelebt, wo er sich aber nie ganz heimisch fühlte. Im Broadway sah er einen "ungeheuerlichen Jahrmarkt", in Hollywood - wo er unter anderem mit F.W. Murnau zusammenarbeitete - eine Propagandamaschine des Kapitalismus. Eine Zeit lang war er staatenlos; die Identitätskonzepte seiner Zeit wie Nationalität, Kultur, Partei, Religion vermochten seiner Persönlichkeit nie ganz gerecht zu werden.

Eine Mischung aus Intimität und Außenperspektive, aus Vertrautheit, Mitgefühl und Abscheu prägt Berthold Viertels einzigartigen Blick auf Österreich und Wien. Die Einsichten, die sich daraus ergeben, eröffnen auch einen neuen Blick auf Viertels Generation - auf die "kritische" oder "radikale Moderne", die in nostalgischen Betrachtungen von Wien um die Jahrhundertwende tendenziell untergeht.

Die Historikerin Katharina Prager hat aus den autobiographischen Fragmenten von Berthold Viertel eine "Biographie der Wiener Moderne" herausgearbeitet, die soeben erschienen ist.

In Punkt eins spricht sie mit Xaver Forthuber und den Hörerinnen und Hörern über die Leitmotive in Viertels Lebenserinnerungen und über Meilensteine und Abgründe der österreichischen Kultur.

Wer sich an der Sendung beteiligen möchte: Sie erreichen die Redaktion per Mail an punkteins(at)orf.at oder live unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 kostenlos aus ganz Österreich.

Service

Buch:
Katharina Prager: Berthold Viertel. Eine Biografie der Wiener Moderne. Böhlau 2018

Sendereihe

• Punkt eins

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• Wiener Moderne 2018