Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Konflikte gewaltfrei lösen

Utopie oder Überlebensnotwendigkeit?

Die Zeiten waren auch schon mal ruhiger

Wohin man blickt - kriegerische Auseinandersetzungen und Drohgebärden bestimmen die internationalen Beziehungen.
Auch im Arbeitsumfeld und in der Familie gehören Konflikte zum Alltag. Das war immer schon so, allerdings scheint der Ton rauer zu werden und seit 2008 grassieren Existenzängste in unserer Gesellschaft.
Blöd nur, dass die meisten von uns so wenig über gewaltfreie Kommunikation und Konfliktlösungsmodelle wissen, bei denen im Streitfall niemand das Gesicht verlieren muss.

Die Eskalation von zwischenmenschlichen Problemen

Viel häufiger ist der Fall, dass jemand in einem Konflikt beschädigt wird, Verleumdungen und andere Kränkungen stattfinden. Seelische Schäden sind vorausprogrammiert.
In dem Phasenmodell der Eskalation von Friedrich Glasl werden neun Stufen beschrieben.
Es beginnt mit der Verhärtung von Meinungen und Einstellungen. In Stufe vier kommt es zum Versuch, das Image zu beschädigen. In Stufe sechs werden Drohgebärden ausgetauscht. Ab Stufe sieben geht es nur noch um die Vernichtung des Gegners - und sei es sogar auf Kosten des eigenen Untergangs.

Reden statt draufhauen

Eine Methode, bei der es am Ende eines Streits nicht "Sieger" und "Verlierer", sondern zwei Gewinner gibt, ist die Mediation, so unser Sendungsgast Dr. Mathias Schuster, Generalsekretär des Österreichischen Bundesverbandes für Mediation. Sie eignet sich zum Beispiel gut für Konflikte im Arbeitsumfeld. Im Rahmen von mehreren Sitzungen werden die Konfliktbeteiligten gebeten, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Alleine dadurch wird meist schon einiges an emotionalem Wind aus den Segeln genommen. Im Laufe des Mediationsprozesses wird meistens bald klar, dass die wahre Ursache für den Konflikt eigentlich ganz wo anders begraben ist. Übrigens wird Mediation immer häufiger auch in Schulen eingesetzt - einem Ort, den man ja auch nicht gerade als konfliktfreie Zone bezeichnen kann.

Mediation innerhalb einer Familie

Um Konflikte in Partnerschaft und Familie kümmert sich seit Jahrzehnten Dr.in Michaela Tulipan. Wenn das Paar Kinder hat, gilt diesen die größte Aufmerksamkeit. Die Kinder werden symbolisch (durch Stofftiere, Pölster, Stühle, etc.) mit in die Mediation einbezogen. Dann werden die Eltern befragt, was wohl ihr Kind über den aktuell besprochenen Lösungsvorschlag denken würde. Eine von vielen möglichen Konzepten, um die Streitparteien von dem sinnlosen "Du bist schuld-Hin-und-Hergeschiebe" frei zu bekommen.

Wenn es so richtig vertrackt ist - die Co-Mediation

Die Rechtsanwältin und Mediatorin Michaela Tulipan arbeitet sehr gerne im Team mit mindestens einem zusätzlichen Mediator - häufig einem Psychotherapeuten.
Das hat etliche Vorteile für die Konfliktparteien. Denn der Streit wird aufgrund der unterschiedlichen Herkunftsberufe der Experten zumindest aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Sind die Mediatoren nicht derselben Meinung und gelangen dennoch zu einem gemeinsamen Vorschlag, erleben die zerstrittenen Parteien gleich vor Ort, dass man nicht derselben Ansicht sein muss, um miteinander auskommen zu können.

Das Gebot der Stunde - gewaltfrei kommunizieren

Unser dritter Sendungsgast ist Dr.in med. Nina Schiestl. Sie arbeitet im Bereich der Wirtschaft und ist eine Verfechterin der gewaltfreien Kommunikation und des systemischen Konsenses.
Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation, nach dem US-Amerikaner Marshall B. Rosenberg, geht davon aus, dass alles, was ein Mensch tut, ein Versuch ist, eigene Bedürfnisse zu erfüllen.
Dieses Konzept geht davon aus, dass es den meisten Menschen Freude bereitet, zum Wohlergehen anderer beizutragen. Unter der Voraussetzung, dass dies freiwillig geschehen kann.

Der systemische Konsens - ein Weg mit Überraschungen

Sie wollen mit drei Freunden Essen gehen. Es stehen vier Lokale zur Auswahl. Kaum zu erwarten, dass sich im ersten Durchgang alle für den Griechen entscheiden.
Da sie aber einen netten Abend verbringen wollen, könnten sie auch gemeinsam konsensieren.
Darunter versteht man die Suche nach der größtmöglichen Übereinstimmung zwischen Menschen. Wenn das griechische Lokal keine 100-prozentige Zustimmung erhält, könnten Sie zum Beispiel das französische wählen, das keine Ablehnung erfahren hat.
Konkret: Beim systemischen Konsens setzt sich jener Standpunkt durch, für den am offensten und freundlichsten geworben wird.

Angesichts des steigenden Risikos für den 3. Weltkrieg ein paar wertvolle Anregungen.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung: Mag.a Nora Kirchschlager und Dr. Christoph Leprich

Service

Dr.in Michaela Tulipan
Mediatorin (Schwerpunkt Familie und Partnerschaft), Rechtsanwältin
Obfrau des Österreichischen Netzwerks Mediation
Praterstraße 66/4/41
1020 Wien
E-Mail
+43/664/205 67 44
Österr. Netzwerk Mediation
Michaela Tulipan

Dr. Mathias Schuster
Jurist, Eingetragener Mediator (Schwerpunkt Arbeitskonflikte)
Generalsekretär des Österr. Bundesverbandes für Mediation
Lektor, Unternehmensberater
Geschäftsführender Gesellschafter der CONSIATION OG Mediationskanzlei Unteres Belvedere
Lerchenfelder Straße 36/3
1080 Wien
+43/1/403 27 61/17
E-Mail
Österr. Bundesverband für Mediation
Mathias Schuster

Dr.in med. Nina Schiestl
Wirtschaftsmediatorin
Trialogis Organisationsberatung Mediation
A-1130 Wien, Würzburggasse 33
M + 43 664 248 2495
nina.schiestl@trialogis.at
Nina Schiestl

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