Des Cis

Nicht nur mit links

mit Peter Kislinger. Denis Kozhukhin mit den Klavierkonzerten von Ravel und Gershwin.

Denis Kozhukhin konnte aus dem Gewinn des ersten Preises im Musikwettbewerb Königin Elisabeth in Brüssel im Alter von 23 Jahren beeindruckendes Kapital schlagen. Der 1986 in Nischni Nowgorod (im damaligen Gorki) geborene Pianist wird mittlerweile als einer der größten Pianisten seiner Generation gefeiert.

Seiner erstaunlichen Brahms-CD ließ er einen - nein, eben keinen Parforceritt auf den Schlachtrössern des Klavierkonzertrepertoires (das 1. Tschaikowsky- und das Griegkonzert) folgen, sondern einen eleganten Dressurakt; kaum hatte er mit Aufführungen Publikum und Kritik mit dem 4. der Rachmaninow-Konzerte zu Begeisterungsstürmen hingerissen, da bewies er in Konzerten, dass er nicht nur deutsche und russische romantische Literatur stilsicher "mit links" bewältigte, sondern auch Ravels Konzert D-Dur für die linke Hand. Im Wiener Konzerthaus wusste er mit zwei Klavierkonzerten von Prokofjew zu bezaubern, auch mit Scarlatti, sogar mit Haydn, Schubert und Boulez.

Nun also die dritte CD, auch sie klug, intelligent und sinnreich gestaltet: Gershwins "Concerto in F" und die zwei Ravel-Konzerte, die "einige Anspielungen auf den Jazz enthalten, aber nicht viele", wie Ravel zu Protokoll gab. Auch diese CD ist ein Volltreffer: Spielfreude, klare Anschlagskultur, lang durchgehaltene Phrasen, Freude am Mix von Pathos, Witz, Melancholie und Entertainment bei nie sich in den Vordergrund drängender rhythmischer und fingertechnischer Virtuosität, was in einer Musik, die ja mit bewusst zirkushafter Artistik operiert, ein wahres Kunststück ist. Keine sich interessant machende Interpretation also.

Selbst zaghafte Einwände (hm, das Adagio assai, den 2. Satz im G-Dur-Konzert, könnte man die eine oder andere Spur wärmer, verträumter etc. etc. etc.) greifen nach wiederholtem Hören nicht: Vielleicht waren die Vorgänger/innen einfach preziös? Erstaunliche Stilsicherheit in erstaunlich unterschiedlichem Repertoire? Erstaunlich, dass er "die ideale Balance zwischen Intellekt und Emotion" herzustellen wisse? Ihn erstaunt wiederum dieses Erstaunen. Es sei doch, sagt Kozhukhin, das Schöne an "klassischer Musik", dass diese Balance für jeden Musiker innerhalb ein und desselben Werkes anders sein kann.

Erst jetzt festzustellen, dass das Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung des japanischen Dirigenten Kazuki Yamada und das Produktionsteam dem Pianisten gleichwertige Partner sind, kommt fast schon einem Versäumnis gleich.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Ravel, Gershwin: Piano Concertos
Denis Kozhukin, Klavier
Orchestre de la Suisse Romande
Kazuki Yamada, Dirigent
PENTATONE LC 12686

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: George Gershwin/1898 - 1937
Titel: Konzert für Klavier und Orchester in F-Dur
* Allegro agitato - 3.Satz (00:06:52)
Klavierkonzert
Solist/Solistin: Denis Kozhukin / Klavier
Orchester: Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Kazuki Yamada
Länge: 03:00 min
Label: Pentatone PTC 5186 620

Komponist/Komponistin: Maurice Ravel/1875 - 1937
Titel: Konzert für Klavier und Orchester in G-Dur
* Allegramente - 1.Satz (00:08:34)
Klavierkonzert
Solist/Solistin: Denis Kozhukin / Klavier
Orchester: Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Kazuki Yamada
Länge: 08:30 min
Label: Pentatone PTC 5186 620

Komponist/Komponistin: Arnold Schönberg/1874 - 1951
Titel: Konzert für Klavier und Orchester op.42
* Adagio - 3.Satz (00:06:03)
Klavierkonzert
Solist/Solistin: Maurizio Pollini /Klavier
Orchester: Berliner Philharmoniker
Leitung: Claudio Abbado
Länge: 01:00 min
Label: DG 427771-2

Komponist/Komponistin: Charles Marie Widor/1844 - 1937
Album: TOCCATA - ORGEL SPEKTAKULÄRefrain: MEISTERWERKE AUS 3 JAHRHUNDERTEN
Titel: Toccata - 5.Satz aus der Symphonie Nr.5 für Orgel op.42
Solist/Solistin: Olivier Latry /Orgel < St.Eustache, Paris >
Länge: 04:00 min
Label: RCA Classics 74321570972

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