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Salzburger Nachtstudio

"... dass vor allem wichtig ist, was sich tut."

Die Tagebücher von Emile Zuckerkandl
Gestaltung: Ulrike Schmitzer

Der junge Emile stammte aus einer der prominentesten jüdischen Familien in Wien. Seine Großmutter war die einflussreiche Journalistin Berta Zuckerkandl, die über dem Cafe Landtmann einen legendären Salon betrieb. Die Prominenz der Wiener Moderne war bei ihr zu Gast: Schriftsteller wie Arthur Schnitzler, Stefan Zweig oder Hugo von Hofmannsthal aber genauso Künstler wie Gustav Klimt, Anton Kolig oder Johann Strauß waren Persönlichkeiten, mit denen Emile aufwuchs.

Sein Großvater war der bekannte Anatom Emil Zuckerkandl. Emile erlebte die Wiener Moderne hautnah mit, seine Großmutter nahm ihn in die Oper, ins Theater und zu Konzerten mit. Schon früh führte er ein Tagebuch und sammelte Autografen berühmter Persönlichkeiten. Emile Zuckerkandls Tagebücher sind heute ein Zeugnis einer vernichteten und einzigartigen Kultur in Wien bis 1938, meint Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek.

Und sie sind ein Zeugnis eines Jugendlichen, der die NS-Machtergreifung, die Vertreibung und das Exil in seinem Tagebuch dokumentiert. So schreibt er im September 1938. "Denn ich beginne langsam einzusehen, dass es weniger von Bedeutung ist, was ich tue, sondern, dass vor allem wichtig ist, was sich tut." 1938 flüchtete Emile mit seiner Mutter und Großmutter nach Paris und dann nach Algier.

In Casablanca machte er seine Matura. 1946 ging er in die USA, nachdem er über Albert Einstein ein Stipendium erhalten hatte. Den Doktortitel erwarb er in Paris. Emile Zuckerkandl gilt als einer der Begründer der molekularen Evolution.

2012 kaufte die Österreichische Nationalbibliothek das persönliche Archiv von Emile Zuckerkandl, dem das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek die Ausstellung "Berg. Wittgenstein. Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne" widmet, die bis Februar 2019 zu sehen ist.

Eine Annäherung an eine Zentralfigur der Wiener Moderne über die Aufzeichnungen ihres Enkels von Ulrike Schmitzer.

Service

Theresia Klugsberger, Ruth Pleyer (Hrsg): Berta Zuckerkandl - Flucht! Von Bourges nach Algier im Sommer 1940, Czernin Verlag

Bernhard Fetz (Hrsg.): Berg, Wittgenstein, Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne, Zsolnay Verlag

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