Hildegard von Bingen

PICTUREDESK.COM/IMAGEBROKER/MICHAEL WEBER

Gedanken für den Tag

Teresa von Avila und die Hassrede

von Angelika Walser, katholische Theologin und Professorin für Theologische Ethik an der Universität Salzburg

Der Gast in meinem heutigen Frühstückscafé ist mir fast schon eine gute Freundin. Dennoch bin ich ein wenig schüchtern. Das Thema, mit dem ich die spanische Mystikerin Teresa von Avila heute konfrontieren möchte, ist heikel - zumindest für eine Ordensfrau des 16. Jahrhunderts. Ich druckse also ein bisschen herum, bis mich schließlich ein schelmischer Blick aus schwarzen Augen trifft: Also, was gibt es?

Ich erzähle ihr von meinem Forschungsprojekt über neue Beziehungs- und Familienformen. Sie propagieren das Ende traditioneller Ehe und Familie, wie man es in Europa seit der Epoche der Romantik im 18. Jahrhundert kennt. Statt der Fixierung auf einen einzigen Partner setzen sie auf eine freundschaftszentrierte Lebensweise mit vielen Menschen. Ein entscheidender Faktor für die Entstehung solch neuer Beziehungs- und Familienformen ist die von Frauen eingeforderte Geschlechtergerechtigkeit. "Endlich! Das wurde ja auch höchste Zeit.", kommentiert Teresa.

Ungleichbehandlung und Frauenfeindlichkeit hat sie am eigenen Leib erfahren: "Schmutzig und sinnlos"; "Ein dummes Weib, das zuhause bleiben und beten und spinnen sollte, wie es sich gehört." - so urteilten namhafte Theologen über Teresa. Die Hassrede der damaligen Zeit war fast genauso vernichtend wie die heutige. Gott sei Dank waren da ihre engen Freunde, allen voran ihr Beichtvater Johannes vom Kreuz und der Dominikanerpater Jerónimo Gracián, ihr Weggefährte und Lebensmensch.

"Waren einer Nonne solch enge Beziehungen zu Männern denn erlaubt?", frage ich. Sie antwortet mit einem Lächeln: "Nicht alle Nonnen dürfen das!" "Sie anscheinend schon?" "Nun ja, es komme einfach darauf an, viel zu lieben.", sagt sie ruhig. Viel zu lieben. Und sich nicht beirren zu lassen.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Podcast abonnieren

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Ida Presti 1924 - 1967
Album: PRESTILAGOYANA: GITARRENDUOS
Titel: Danse d'Avila - für 2 Gitarren : Allegro brillante
Ausführende: Heinrich Albert Duo
Ausführender/Ausführende: Joachim Schrader
Ausführender/Ausführende: Jan Erler
Länge: 04:17 min
Label: MDG Scene 60313482

weiteren Inhalt einblenden