Lexikon der österreichischen Popmusik (4)

7. März 2024, 09:45

Das Salzburger Duo Klangkarussell hat mit seiner ersten Single elektronische Musik verändert. In Clubs und auf Festivals herrschten um das Jahr 2013 vielfach noch energetischer EDM - etwa von Avicii, Skrillex und David Guetta - wie auch strenger Minimal Techno vor. Die beiden Salzburger brachten mit "Sonnentanz" einen Hauch der Hippies zurück. Im sonnendurchfluteten Video fliegen Seifenblasen durch die Luft, die langen Haaren von fünf Models sind mit Blumenkränzen oder Stirnbändern geschmückt, während man wieder mit Analogkameras schwerelose Momente einfängt. "Sonnentanz" war House im Instagram-Look.

Der Lohn: UK: 3. NL: 1. DE: 4. Dazu goldene Schallplatten in Dänemark, Italien oder der Schweiz. Als sich herausstellt, dass einige Teile des Tracks - Gitarre, Flöte oder Saxophon - nicht selbst eingespielt wurden, waren Kritiker schnell zur Stelle. Selbst ihr Label-Chef Oliver Koletzki gab einige Monate später in einem Interview an, dass die vielen Trittbrettfahrer nerven würden. Der Sound von "Sonnentanz" wird zur Schablone.

Klangkarussell klangen aber nur selten wie ihr größter Hit. Auf ihrem Debüt-Album hatte etwa "Sternenkinder" die endzeitlichen Chöre des japanischen Anime-Klassiker "Ghost In The Shell" gesamplet, "We Want Your Soul" gab sich mit mechanisch gesprochenen Vocals konsumkritisch und das Video zu "Netzwerk" wurde an der Spitze eines serbischen Wolkenkratzers wie auch am Rande der Legalität gedreht. Das Duo teaserte dann 2017 mit vier erhabenen Singles ein Album an, das letztlich nie erschien. Über die Jahre emanzipieren sich Klangkarussell von ihrem gefälligen Ruf. Und mit der Songzeile "Can't keep waiting for the air to clear" treffen sie am 21. Februar 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie ins Schwarze.

Service

Radiokolleg-Podcast

Sendereihe

• Radiokolleg

Gestaltung

• Stefan Niederwieser