Kampfkunst als Spiegel der Gesellschaft

11. März 2024, 13:00

In immer neuen Wellen erobern Kampfsportarten den Markt, in zahllosen Varianten von Sport mit geistiger Komponente bis hin zu den brutalen Inszenierungen der Mixed Martial Arts in "Cage Fights", in denen von Regeln wenig übrig scheint.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kampfkünste aus Japan als Sportarten populär. Die weltweit verbreitetste, Judo, ist seit 1964 auch olympische Disziplin; Karate war es erstmals bei den Spielen von Tokyo 2020 (ausgeführt 2021). Trainingscenter (dôjô) bieten verschiedene Kampfkünste ab dem Alter von drei Jahren an.

Der Soziologe und Kulturanthropologe Wolfgang Herbert erblickt in diesen Entwicklungen eine Einengung und den Verlust ursprünglicher tieferer Bedeutungen fernöstlicher Kampfkünste. In seinem Buch "Von Shaolin bis Shôtôkan" geht er den Ursprüngen des Karate nach - in einer Zeit, als Politik, Recht und Medizin noch nicht getrennte Felder waren. Neben ihrer Funktion in Selbstschutz und Kriegsführung bedeuteten Kampfkünste auch Selbstkultivierung, sie dienten der Mobilisierung spiritueller Mächte und der Gesundheit im weiten Sinn der Harmonisierung von innerer Energie und größerem Gleichgewicht, Mikro- und Makrokosmos.

Wolfgang Herbert praktiziert insgesamt über 30 Jahre lang Karate - in der "harten" Variante Shôtôkan, derzeit im 6. Dan bzw. Grad; außerdem das "weiche" Tàijíquán (Tai Chi) im Yang-Stil, Zen, Yoga, und QiGong.

Johann Kneihs spricht mit dem in Japan forschenden und lehrenden Wissenschaftler über den Boom von Martial Arts als Spiegel der Gesellschaft sowie über Kampfkunst als Körperkultur zwischen Sport und Akrobatik, Gesundheitsmethode und spiritueller Lebensschule.

Die Redaktion freut sich über Ihre Fragen und Beiträge zum Gespräch, telefonisch unter 0800 22 69 79 während der Sendung oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Service

Veranstaltungs-Tipp:
14. 3. Vortrag von Wolfgang Herbert im Rahmen des Symposium "ProImPro", Bruckneruniversität Linz, 16 - 17.30 Uhr, auch online

Buch:
Wolfgang Herbert: "Von Shaolin bis Shôtôkan. Beiträge zur integralen Praxis des Karate-Dô", schlatt-books 2023

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Johann Kneihs