Erwin Wurm

APA/EVA MANHART

Intermezzo - Künstlerinnen und Künstler im Gespräch

Erwin Wurm wird 70

Bildhauerei ist Arbeit am Volumen! Erwin Wurm zu Gast bei Christine Scheucher.

Er brachte einen Banker dazu, sich mit Spargel in den Nasenlöchern abbilden zu lassen, und steckte Supermodel Claudia Schiffer für eine Fotostrecke der Vogue Stifte zwischen die Zehen. Er lichtete einen Pater mit Apfel im Mund ab und bat Franz Beckenbauer mit Orangen zu posieren. One Minute Sculptures nennt Erwin Wurm seine flüchtigen Skulpturen, die ihn in den 1990er Jahren weltberühmt gemacht haben. In internationalen Kunstrankings belegt Wurm bis heute Spitzenplätze. Im Juli feiert der gebürtige Steirer seinen 70. Geburtstag. Die Albertina feiert dieses Jubiläum im kommenden Herbst mit einer große Retrospektive.

Mit seinen One Minute Sculptures schuf Erwin Wurm flüchtige Skulpturen, die nur für einen Augenblick existieren und erweiterte damit - wie vor ihm Franz West - den Skulpturenbegriff mit den Mitteln der Performance. Wie die Wiener Aktionisten macht Erwin Wurm den Körper zum Material seiner Kunst. Doch auf die großen Geste der aktionistischen Körperkunst antwortet er mit Ironie und Leichtfüßigkeit. Erwin Wurm versteht sich als Teil einer Generation, die die Kunst vom Sockel stoßen wollte. Der Flirt mit der Populärkultur, mit dem Banalen und Alltäglichen ersetzte in den 1980er und 1990er Jahren den Erhabenheitskult früherer Dekade. Erwin Wurms Kunst, die Schnittflächen zu Mode und Design sucht und niederschwellig wirkt, entsprach dem Zeitgeist einer Ära, die die postmoderne Zitatmaschine anwarf und auf die Dogmen der Moderne mit dem Schlachtruf "Anything Goes!" antwortete. Anlässlich seines 70. Geburtstages ist im Molden Verlag nun eine Biografie erschienen, in der der Künstler zurückschaut und private Einblicke gewährt, verfasst wurde sie vom deutschen Kunsthistoriker Rainer Metzger.

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