Zwei lachende Mädchen

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Radiokolleg

Das Lachen und das Unbewusste (1)

Der Lachanfall.

Wir lächeln, lachen, schütteln uns vor Lachen. Wir lachen uns krumm. Das Lachen, ob aus Lust oder Unlust, reißt uns heraus. Es kommt überraschend, aus Freude, aus Überlegenheit und verbindet. In angespannten Situationen kann es auch ein Tabubruch sein. Was passiert da? Sigmund Freud untersuchte dieses Phänomen in "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten" bereits 1905.

Es kann plötzlich kommen, das Lachen. Aus Freude, aus Albernheit, weil es durch einen Witz, eine absurde Situation oder einem absoluten No Go provoziert wurde und dann in einen Lachanfall mündet. Dabei kommt nicht nur die Seele, sondern der gesamte Körper in Schwingung. Der wichtigste Muskel beim Lachen ist das Zwerchfell, das sich ruckartig zusammenzieht, quasi hüpft. Der Atem beschleunigt sich, das Herz schlägt schneller. "Das Herz wird beim Lachen so stark angeregt wie bei einer anstrengenden sportlichen Betätigung", sagt Michael Titze. Er ist Psychoanalytiker und erforscht seit vielen Jahren das Lachen. Auch Kehlkopf, sogar Tränendrüsen werden aktiviert und die Blutgefäße geweitet. Ebbt das Lachen wieder ab, verlangsamt sich der Herzschlag, die Muskeln entspannten sich. Diese Entspannung kann sich sogar auf den Schließmuskel auswirken. So kommt es, dass sich manche vor Lachen in die Hosen machen.

Diese Verbindung von Körper und Psyche analysierte auch Sigmund Freud, der die Seele, die gesamte Struktur des Unbewussten immer auch physisch verankerte. Lachen ist also ein psycho-somatischer Vorgang. Wie aber hängt es mit dem Unbewussten zusammen? 1905 erscheint Freuds Schrift, "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten". Im selben Jahr erforschte er die Hysterie und arbeitete an den "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie". Der Psychoanalytiker August Ruhs zeigt, wie Freud das Lachen als seelische Erregung im Zusammenhang mit seinen Quellen; dem Witz, der Komik und dem Humor betrachtet. Mit dem Lachen können unbewusste Konflikte und Spannungen abgeführt werden. Im Witz kommen auf harmlose Weise tabuisierte oder verdrängte Inhalte zum Ausdruck, die sonst eher nicht gesellschaftsfähig sind.

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  • Katrin Mackowski