Junge Deutsche Philharmonie & Storgards

5. April 2024, 19:30

Am 8. März 1902 gelangt in Helsinki ein neues Orchesterwerk zur Uraufführung, das das Publikum nicht kalt lässt. Es überzeugt nicht nur wegen seiner künstlerischen Qualität. Die Musik passt offenbar zur aktuellen Stimmungslage der Menschen. Und diese ist auf Grund der politischen Situation ziemlich aufgeladen:

Als Großfürstentum ist Finnland zwar weitgehend autonom, aber dennoch ein Teil des Russischen Reiches. Und Zar Nikolaus II. ist es ein Anliegen, die Russifizierung des Reiches voranzutreiben. Das stößt in Finnland auf Widerstand und führt zu Protesten.

Das Orchesterwerk, das am 8. März seine Uraufführung erlebt, weckt offenbar Assoziationen zum aktuellen Zeitgeschehen. Der Dirigent Robert Kajanus meint u. a.: "Das Andante ist wie ein niederschmetternder Protest gegen all das Unrecht, das zurzeit droht, der Sonne das Licht zu rauben. Und das Finale gipfelt in einem triumphalen Tanz, der den Zuhörenden eine helle und tröstliche Zukunftsperspektive schenkt."

Bei dem Orchesterwerk handelt es sich um die "Zweite Symphonie" von Jean Sibelius. Der 36-jährige Finne hat mit dieser Deutung seiner Komposition vermutlich nicht gerechnet. Als er die ersten Skizzen zu der Musik machte, hatte er eine ganz andere Thematik im Sinn: er beschäftige sich intensiv mit der Erzählung um den Frauenhelden Don Juan.

Einige der musikalischen Themen fielen ihm beim Improvisieren ein: der zündende Funke zum Thema des ersten Satzes z. B. kam ihm beim Klavierspielen bei seinem Verleger. Das Thema des Finales entstand während einer Improvisation bei einer Tauffeier. Jean Sibelius wollte die verschiedenen Ideen für mehrere Tongedichte in Bezug auf Dante Alighieris "Göttliche Komödie" schreiben. Aber er entschied sich dann, daraus eine Symphonie zu machen. Heute gehört dieses Werk in D-Dur zu den meistgespielten Kompositionen von Jean Sibelius.

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Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Ursula Strubinsky

Übersicht

• 5.1 Dolby Digital