Teufel vor den Toren der Barmherzigkeit

11. April 2024, 06:57

Das Fest nach dem Ende von Ramadan, Eid- al Fitr, wird oft drei Tage lang gefeiert. Heute ist der zweite Tag, was bedeutet, gestern ging es ab und morgen klingt es ab. Neben Flachwitzen kam mir auch der Gedanke, dass die Teufel nun wieder frei sind. Einer Prophetenaussage nach werden zu Beginn des Ramadan die Tore der Barmherzigkeit geöffnet, die Tore der Hölle geschlossen und die Teufel angekettet. Es wird dann oft gesagt, dass, wenn der Mensch sich selbst im Ramadan noch danebenbenimmt, er dies nicht mit schlechten Einflüsterungen begründen kann.

Manchmal frage ich mich, ob wir dem Teufel nicht ein bisschen unrecht tun und ihn als Projektionsfläche nehmen, sowohl zum hin- als auch weghören. Als Ausrede, um innere Stimmen zu ignorieren und Verantwortung abzugeben. Unabhängig davon, ob wörtlich oder bildlich verstanden, glaube ich, dass der Mensch stetig vor der Aufgabe steht, Entscheidungen zu treffen, die nicht einfach sind.

Entscheidungen, die manchmal Gut und Böse, Engel und Teufel, übersteigen. Entscheidungen, die uns an unsere Grenzen bringen und verborgene Wahrheiten über uns selbst offenbaren. Wer versucht, alles richtig zu machen, ist zum Scheitern verdammt. Vielleicht aber geht es auch gar nicht darum. Vielleicht sind Fehler da, um uns in Selbstakzeptanz zu üben. Um uns zu lehren, dass wir Mensch sind, etwas zwischen perfekt und furchtbar, zwischen Engel und Teufel, zwischen Unendlichkeit und Tod. Mit allen Höhen und Tiefen - wir sind Mensch, wir sind das Leben.

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• Alexandra Mantler