Fabelhafte "Academy of St Martin in the Fields"

20. April 2024, 15:05

Es war eine gute Zeit für Kammerorchester-Formationen. Das Stuttgarter Kammerorchester, L'Orchestre de Chambre Jean-Francois Paillard, die Zagreber Solisten, I Solisti Veneti, die Festival Strings Lucerne, last but not least I Musici - und dennoch wurden sie alle von der 1959 gegründeten Academy of St Martin in the Fields überrundet. Benannt nach der Londoner Kirche, die Schauplatz des Gründungskonzerts war, zunächst aus Freelancern bestehend und vom Gründer, Neville Marriner, vom Geigenpult aus geleitet, wuchs die Unternehmung nicht zuletzt im Zuge von Plattenaufnahmen - London in den 1960ern, 70ern: ein Zentrum der Branche! - schnell zur, bedarfsabhängig, Größe eines "normalen" Orchesters, was Marriner zum Dirigieren brachte. Die ganze Unternehmung wäre so enorm erfolgreich nicht gewesen, hätte sie nicht den Zug der Zeit getroffen: mit elastischem, sehnigem a-romantischem Ton, wenngleich noch ohne "Originalinstrumente", und musikantischem Finish. Die "Academy" hatte "ihren" Sound, bei Barockem, Wiener Klassik, Zeitgenössischem, sparsamer eingestreut auch schon Musik des späteren 19. Jahrhunderts. Obwohl er bei Pierre Monteux in die Lehre gegangen war, war Neville Marriner, Jahrgang 1924, kein eleganter Dirigent, kein "Maestro", und bei den Symphonieorchestern, zu denen es ihn ab etwa 1980 zog - da nannte die "ASMF" bereits einen Chor ihr eigen! - vielleicht ähnlich effizient, aber nicht imstande, mit ihnen zu einer vergleichbaren "Trademark" zu verschmelzen.

Sendereihe

• Apropos Klassik

Gestaltung

• Chris Tina Tengel