Dasein und Tod

20. April 2024, 06:57

Zwiefach ist unser Leben; auch der Schlaf,
Als Mittelding von Dasein und von Tod,
Ja auch der Schlaf hat seine eigne Welt,
Ein weites Reich von wüster Wirklichkeit.
Der freie Traum geht seinen eigenen Gang,
Er jauchzt und weint, er seufzt und lacht.
(.)
Er teilet unser Wesen, und wird so
Ein Teil von uns, ein Teil von unserm Sein,
Ja wird ein Herold uns der Ewigkeit.

Der moderne Traum beginnt nicht erst mit der Psychoanalyse, er debütiert mit der europäischen Romantik. Byrons Einsichten und Erfahrungen mit dem Traum sind genuin romantisch. Das Besondere daran ist, dass ihn Byron als einen aktiven Zustand beschreibt. Der Traum geht seinen eigenen Gang, er wartet nicht auf ein Ich, das willentlich träumt. Das Träumen kommt von selbst. Der Traum ist fluid wie das Meer, das Byron im Méditerranée gefunden hat, in dem sein romantischer Weggefährte Percy Bysshe Shelley ertrunken ist. Er ist ein Dichter, der im Spannungsverhältnis von Eros und Thanatos lebt.

Am 16. Juli 1823 bricht der desillusionierte Revolutionär, von Krankheit gezeichnet, nach Griechenland auf.1824 trifft er in Missolunghi ein. In seinem letzten Gedicht "An diesem Tage vollende ich mein sechsunddreißigstes Jahr" wird der Tod zur Erlösung:

Die Flamme, die an meinem Busen zehrt
Ist einsam wie der entlegenste Vulkan;
Kein Feuer wird von ihrer Glut genährt
Nur Todeswahn!

Service

Richard Schuberth, "Lord Byrons letzte Fahrt. Eine Geschichte des Griechischen Unabhängigkeitskrieges", Verlag Wallstein

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler