Immanuel Kant

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Gedanken für den Tag

Kant und die Normalität des Krieges

Heinrich Schmidinger, emeritierter Philosoph und Theologe an der Universität Salzburg, zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant.

Zu Lebzeiten von Immanuel Kant gehörte Krieg zur Normalität. Kant erlebte sogar einen Krieg, den manche Fachleute als den ersten Weltkrieg bezeichnen - den Siebenjährigen Krieg 1756-1763, nach heutigen Schätzungen mit einer Million Toten weltweit.

Zu seinen frühen Erlebnissen zählt auch die Begegnung mit Flüchtlingen, Vertriebenen, Emigranten, die nicht zuletzt aus Salzburg in großer Zahl in Königsberg landeten.

Er wusste also, worüber er schrieb, als er im hohen Alter 1795 seine Schrift "Zum ewigen Frieden" publizierte. Zugleich war ihm klar, dass er sich einmal mehr mit einer Utopie befasste. Trotzdem ordnete er den Frieden dem zu, was er das "höchste Gut" nannte, das der Mensch anzustreben nicht umhinkönne.

Das höchste Gut ist für ihn einerseits das Glück, das jeder Mensch von Natur aus anstrebt - Gesundheit, Ausbleiben von Leid, Erfolg, Erfüllung der Wünsche, Sattheit an Leben; andererseits ist es die Erreichung der ethisch gebotenen Ziele, die jeder Mensch kraft des kategorischen Imperativs anstreben sollte. Der Ausgleich von beidem - dem Glück sowie dem sittlich Gebotenen - ist das eigentlich Erstrebenswerte eines menschlichen Lebens.

Dazu gesellt sich der Friede als der Zustand, in dem sich die Spannung zwischen den beiden Polen auf gemeinschaftlicher Ebene aufhebt. Kant rechnete nicht damit, dass ein solcher Friede diesseits des Endes der Geschichte erreicht würde. Dennoch sah er den Menschen und vor allem die Politik in der sittlichen Verpflichtung, sich danach zu orientieren, ihn herbeiführen zu können. Die Hoffnung darauf aufzugeben, wäre ihm als die Widerlegung des großen Versuchs erschienen, der mit dem Menschsein als solchem immer schon unternommen ist.

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Immanuel Kant, "Die drei Kritiken: Kritik der praktischen Vernunft - Kritik der reinen Vernunft - Kritik der Urteilskraft", Reclam 2024

Gabriele Gaba, Achim Vesper, "Kants Philosophie", C. H. Beck 2024

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Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart 1756 - 1791
Titel: Quintett für Streicher Nr.3 in C-Dur KV 515
* Andante - 2.Satz (00:08:24)
Streichquintett
Ausführende: Alban Berg Quartett < Wien >
Solist/Solistin: Markus Wolf
Länge: 08:24 min
Label: EMI 7490852

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