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Der Lago die Bolsena und seine kreativen Beschützer

Eva Schobel hat die scheinbare Idylle des italienischen Vulkansees als Besucherin immer wieder genossen, ohne sie zu hinterfragen. Bis ihr vor drei Jahren erstmals Leintücher aufgefallen sind, die aus den Fenstern der Häuser flatterten: "SOS Lago", stand darauf zu lesen, "No Geotermia !".

Der "Lago di Bolsena" in Latium, nur 150 km nördlich von Rom und nicht weit von der umbrischen und toskanischen Grenze, ist der größte See vulkanischen Ursprungs in Europa und sicherlich einer der schönsten. Dass er den Krater eines Vulkans füllt und bis zu 150 Meter tief ist, macht ihn aber auch besonders verletzlich. Er hat einen einzigen Abfluss und braucht deshalb 300 Jahre, um sich zu regenerieren.

In vorrömischer Zeit haben hier die Etrusker gelebt, deren Spuren man in dieser reichhaltigen Kulturlandschaft in Hülle und Fülle findet. Die Gegend ist über weite Strecken unberührt, große Hotelkomplexe und Privatvillen, die den Zugang zum See verstellen, gibt es vorläufig nicht. Wiesen, Äcker, Olivenhaine, Weingärten und Eichenwälder umsäumen den See.

Eva Schobel hat diese scheinbare Idylle als Besucherin des Lagos immer wieder genossen, ohne sie zu hinterfragen. Bis ihr vor drei Jahren erstmals Leintücher aufgefallen sind, die aus den Fenstern und von den Balkonen der Häuser flatterten: "SOS Lago", stand darauf zu lesen, "No Geotermia !". Was ist gegen Erdwärme, diese oft als grün gepriesene Energie, einzuwenden? "Es hängt von den geologischen Verhältnissen ab", erklärt der heute 95-jährige Ingenieur Piero Bruni, Pionier der Umweltschutzbewegung am See. Auf diesem vulkanischen Boden wäre das Grundwasser gefährdet und die Wahrscheinlichkeit schwerer Erdbeben stiege enorm. Er und seine Mitstreiter haben die Geothermie betreffend, einen wichtigen Etappensieg errungen und auch darüber hinaus viel erreicht. So konnte der Abwasserkanal saniert und der Biodistrikt "Lago di Bolsena" gegründet werden.

Aber die Probleme werden nicht weniger. Nach wie vor landen viel zu viele Phosphate aus der konventionellen Landwirtschaft im See. Neuerdings wurde in der Nähe ein großes Lithiumvorkommen entdeckt und weckt die Begehrlichkeiten profitgieriger Konzerne.

Doch die Menschen aller Alters- und Berufsgruppen kämpfen mit viel Ausdauer, Fachwissen und der List der Vernunft. Dabei vergessen sie auch nicht auf die kommenden Generationen. "Man muss etwas kennenlernen, um es zu respektieren", sagt die Biologin Imola Bellavita. Deshalb fährt sie mit Schülern regelmäßig auf den See, zeigt ihnen seine Schönheit und erzählt von dem, was sich unter der Wasseroberfläche abspielt.

"Etwas Kennenlernen, um es zu respektieren.
Der Lago di Bolsena und seine kreativen Beschützer."
Gestaltung: Eva Schobel
Ton: Martin Leitner
Redaktion: Elisabeth Stratka

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  • Eva Schobel

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