Betrifft: Geschichte

Der Schulreformer

Otto Glöckel
mit: Kurt Scholz, Historiker und langjähriger Vorsitzender des Zukunftsfonds der Republik Österreich
Gestaltung: Rosemarie Burgstaller

Otto Glöckel, 1874 im niederösterreichischen Pottendorf geboren, setzte sich bereits als junger Lehrer für Reformen im Erziehungsbereich ein. 1894 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei und war ab 1907 Abgeordneter des Reichsrates in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ab Oktober 1918 gehörte er der Staatsregierung unter Karl Renner an und wurde im März 1919 zum Unterstaatssekretär für Unterricht ernannt. In seiner Zeit im Staatsamt für Inneres und Unterricht wurde Frauen endlich der freie Zugang zu Universitäten gewährt. Nach dem Ausscheiden der Sozialdemokraten aus der Regierung im Oktober 1920, blieb Glöckel als Nationalratsabgeordneter im Parlament. Von 1922 bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Jahr 1934 führte er als Präsident des Wiener Stadtschulrates seine bundesweit begonnenen Schulreformen im Roten Wien fort. Die von ihm initiierte sogenannte Wiener Schulreform setzte neue Maßstäbe im Hinblick auf eine moderne Pädagogik für das 20. Jahrhundert. Ziel war die Neustrukturierung und Demokratisierung des Schulbetriebes, eine avancierte lebensnahe Lehre und die Hinwendung auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Vor allem durch den sogenannten Glöckel-Erlass von 1919, der den Teilnahmezwang am Religionsunterricht abschaffte, wurde der Reformpolitiker zu einem Feindbild für das Dollfuß-Schuschnigg Regime. Während des Februaraufstandes 1934 wurde Glöckel verhaftet und in das Anhaltelager Wöllersdorf verbracht. Von den Strapazen der Haft geschwächt, verstarb er im Juli 1935. Sein Modell der Wiener Schulreform und die umfassenden reformpädagogischen Neuerungen wurden zu einem bis heute international anerkannten Vorbild.

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  • Rosemarie Burgstaller