Gedanken

Der überzeugte Europäer Robert Menasse wird 70

"Der Roman ist ja nichts anderes als die Zeit in Erzählung gefasst." Der Schriftsteller und Essayist Robert Menasse über seine Vision von Europa und seine Arbeit als Romancier.

Ein Leben ohne die EU wäre ein anderes. Robert Menasse wünscht sich ein Europa der Regionen und verleiht diesem Wunsch in seinen Romanen und Essays Ausdruck. "Meine Vision von einem künftigen, vereinten Europa ist die einer europäischen Republik, deren Verwaltungseinheiten die Regionen sind. Ich kann Heimat haben ohne Nationalist zu sein. Ich empfinde Wien und Niederösterreich als Heimat. Das ist keine nationale Identität. Heimat ist wo man Emotionen hat und schneller wütend wird. Heimat ist Kultur, Mentalität, da ist einem alles vertrauter. Davon leite ich aber keine nationale Identität ab."

Der vielfach preisgekrönte Schriftsteller und EU-Aktivist Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren und ist auch dort aufgewachsen. Er studierte Germanistik, Philosophie sowie Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina und promovierte im Jahr 1980 mit einer Arbeit über den "Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb". Menasse lehrte anschließend sechs Jahre - zunächst als Lektor für österreichische Literatur, dann als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie - an der Universität São Paulo. Dort hielt er vor allem Lehrveranstaltungen über philosophische und ästhetische Theorien ab, u.a. über: Hegel, Lukács, Benjamin und Adorno. Seit seiner Rückkehr aus Brasilien 1988 lebt Robert Menasse als Literat und kulturkritischer Essayist hauptsächlich in Wien.

Nach den Romanen "Die Hauptstadt" und "Die Erweiterung" erklärt und verteidigt Robert Menasse in dem Buch "Die Welt von morgen. Ein souveränes demokratisches Europa - und seine Feinde" die europäische Idee, lädt aber auch dazu ein, die systemischen Widersprüche der Union zu kritisieren und zu überwinden.

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