Betrifft: Geschichte

Unter Tage

zum 100. Jahrestag des Grubenunglücks
Das Gloggnitzer Grubenunglück von 1924
mit: Dirk Rath und Johann Haiden, Gemeinde Enzenreith
Gestaltung: Rosemarie Burgstaller

"Von dem Schachtturm des Gloggnitzer Bergwerkes weht eine Trauerfahne. Je näher man dem Werksplatz kommt, desto häufiger begegnen einem weinende Frauen, die sich mühsam auf den Füßen halten, gestützt von mitleidigen Feundinnen, Schicksalsgenossinnen von gestern oder von morgen. Und drinnen, im Werkshause, gegenüber der Werkskanzlei, liegen in zwei Räumen auf Schragengerüsten, die rasch aufgerichtet worden sind, die Toten. So, wie man sie aus der Grube geholt hat", ein Bericht der Arbeiterzeitung über die Katastrophe, die sich während der Frühschicht am 26. Juni 1924 im Braunkohlebergwerk des niederösterreichischen Hart bei Gloggnitz, Gemeinde Enzenreith, ereignet hat.

Es handelte sich um das schwerste Grubenunglück in der Ersten Republik. 29 Arbeiter waren durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ums Leben gekommen. Die Ursachen lagen vor allem in den mangelnden Sicherheitsvorkehrungen, in der vernachlässigten Sorgfaltspflicht der Grubenverwaltung und im Raubbau, der während des Ersten Weltkriegs betrieben worden war. Drei Wochen vor dem Grubenunglück war es im Stollen zu einem Brand gekommen, bei dem bereits ein Arbeiter zu Tode kam. An der Beerdigung der verunglückten Bergleute am darauffolgenden Sonntag nahmen tausende Menschen teil.

Von der Katastrophe, die sich heuer zum 100. Mal jährt, waren zahlreiche Arbeiterfamilien des Orts betroffen. Mehr als 50 Kinder verloren ihre Väter. Über das Leid durch den Tod der Grubenarbeiter hinaus brach für viele die einzige Existenzgrundlage in den damals prekären Jahren der Mangelwirtschaft, Massenarbeitslosigkeit und Inflation weg. Nach dem 26. Juni 1924 wurde der seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Hart betriebene Braunkohleabbau dennoch bis Ende der 1940er-Jahre fortgesetzt.

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